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Domaine Huet 2020


Domaine Huet 2020




Domaine Huet 2020
Mit dem Jahrgang 2020 gibt es den vierten qualitativ großen Huet-Jahrgang in Folge. Während das Weingut 2019 auf genau vier Weine kam – die drei Lagen des Hauses wurden jeweils trocken ausgebaut und der Le Mont auch als Demi-Sec – ist der 2020er Jahrgang geprägt von viel Sonne. Entstanden ist die ganze Bandbreite an restsüßen bis edelsüßen Weinen, und im Umkehrschluss gibt es diesmal nur einen einzelnen Sec, und den in äußerst geringen Mengen. Während der 2019er Huet-Jahrgang für jeden Saumur-Chenin-Liebhaber ein Fest war, kehren Huet und der Kellermeister Jean-Bernard Berthomé mit dem 2020er Jahrgang zum klassischen Vouvray zurück. Und der beginnt vor allem beim Demi-Sec.
2020 – Weine, die im Zeichen der Sonne entstanden sind
Jedes Weinjahr hat seine eigenen Herausforderungen. 2020 waren es die Pandemiebedingungen mit vielen Ungewissheiten. Die Natur aber hat sich ganz unabhängig von einiger Düsternis ein geradezu unbeschwert sonniges Jahr in Vouvray gegönnt. 
Der Winter war so mild, wie man es in Vouvray mittlerweile gewohnt ist. Der Frühling kam früh, und die Temperaturen im März waren denen im Mai ebenbürtig, was natürlich dazu führte, dass der Austrieb drei Wochen vor dem eh schon sehr frühen Jahrgang 2019 begann. Das bereitete den Winzern schlaflose Nächte, da es immer sein kann, dass Spätfröste zuschlagen und Teile der Erträge schon früh vernichten. In diesem Jahr aber blieben die Fröste in Vouvray aus. Als die Saison Gestalt annahm, war der Sommer nur noch eine Formsache. Der Sommer war nicht nur heiß, sondern auch außergewöhnlich trocken. Der Niederschlag war allerdings vorher erfolgt. Die Wassermengen im Frühling wurden dabei entscheidend für einen guten Jahrgang, weil der Lehm- und Tuffsteinuntergrund von Vouvray das Regenwasser aus dem vorherigen Herbst, dem frühen Winter und dem Frühling wie ein Schwamm aufnahm, und so verfügten die Böden im Sommer über genügend Wasser. Drei Wochen vor der Lese und kurz davor setzte für einige Tage Regen ein. Der Regen brachte nicht nur die für den Première Trie obligatorische Botrytis mit sich, sondern auch die Graufäule.
»Am Morgen des 7. September, dem frühesten Starttermin in der Geschichte des Weinguts Huet, begannen wir mit einer sehr ungewöhnlichen Ernte«, schreibt mir Sarah Hwang, die Besitzerin von Huet: »Unser Team traf maskiert und motiviert zur traditionellen Erntebegrüßung ein, die in
diesem Jahr allerdings von einer Erklärung der notwendigen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen begleitet wurde. Das tat dem Enthusiasmus unserer tapferen Erntehelfer keinen Abbruch, und bei strahlendem Sonnenschein wurden die ersten Chenin-Trauben geerntet. Tag für Tag wurde in unseren drei Lagen gelesen und sortiert. Angesichts der unterschiedlichen Bedingungen während der Saison war die Blüte früh und unregelmäßig. Daher war der Reifegrad bei der Ernte bereits sehr ungleichmäßig. Der Sortiertisch war für den Jahrgang 2020 unentbehrlich; denn die ständigen Mitarbeiter von Huet arbeiteten ununterbrochen in einem drastischen Selektionsprozess, der sicherstellte, dass nur die besten Beeren übrig blieben.«

»Egal, welchen 2020er Huet Sie kaufen, Enttäuschungen sind unmöglich. Die Chenins der Domaine Huet bleiben auch unter der Leitung der Familie Hwang Ikonen der französischen Weinkultur.« 

Stephan Reinhardt, Robert Parker’s The Wine Advocate

 
Der Stil des Jahrgangs ist klassisch Huet
– Chenin blanc von Demi-Sec bis Moelleux
Es war auf der Domaine Huet schon immer so, dass der Ausbau der Weine dem Verlauf des Jahrgangs gefolgt ist. »Es ist wichtig, dass die Weine pur, energisch und ausgewogen bleiben und dass wir unsere Terroirs durch die Brille jeder für sich einzigartigen Wachstumsperiode sehen«, fasst es Sarah Hwang zusammen. Entsprechend hat sie sich zusammen mit dem Önologen Jean-Bernard Berthomé zum Ausbau ab Demi-Sec entschieden. Die einzige Ausnahme bildet der schon erwähnte, rare und kraftvoll dunkle Le Mont Sec.
Le Haut-Lieu, die Lage mit dem rund vier Meter dicken braunen Ton- und Lehmboden auf Tuffeau, zeigt sich in 2020 wieder von seiner moselanischen Seite. Trotz beeindruckender Tiefe und Komplexität über alle Ausbaustile hinweg ist der Le Haut-Lieu immer tänzerisch, fein und fast schwebend in der Variante als Demi-Sec. Als Moelleux präsentiert er sich dichter, in der Variante Première Trie kommt etwas perfekt ausgelesene saubere Botrytis hinzu, die den Wein noch komplexer macht. Und doch bleibt der Wein immer ein Tänzer. 
Clos du Bourg präsentiert sich auch in 2020 als die herausragend harmonische, tiefe und Komplexität bietende Lage mit einem betörenden, verführerischen, lebendigen und feinwürzigen Demi-Sec und einem fülligen Moelleux Première Trie. 
Beim Le Mont gibt es gleich vier Varianten, wobei der Sec nur in äußerst kleinen und auch der Demi-Sec nur in sehr übersichtlichen Mengen gefüllt wurde. Auch hier zeigt sich durch alle Varianten hinweg die Typizität des von Silex bestimmten Weinbergs absolut klar und präzise. Die Weine haben eine hohe Energie und Dichte, präsentieren sich würzig und immer leicht rauchig.
Über die gesamte Bandbreite hinweg sind die Weine konsistent finessenreich, elegant, charmant und voll von vibrierender Energie. Die Premières Tries werden ihre Zeit brauchen, aber das war schon immer so. Dafür werden sie sich über Jahrzehnte hinweg weiterentwickeln und auch in diesem Jahrgang zu den ganz großen Weinen der Loire zählen. Wer es nicht erwarten kann, zu probieren, sollte sich einen Demi-Sec gönnen. Das ist so klassisch Vouvray, wie man es sich nur wünschen kann. Das Gleiche gilt für die Moelleux, denen man aber noch ein paar Jahre der Reife gönnen sollte.
Text und Wein-Expertisen: Christoph Raffelt
Zu den 2020er Weinen