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Franz Keller
Beim Weingut Franz Keller steht schon seit einiger Zeit mit Friedrich Keller die dritte Generation in den Startlöchern. In den letzten Jahren haben Friedrich und Vater Fritz das Weingut gemeinsam geführt und Entscheidungen getroffen nun übernimmt Friedrich mehr und mehr das Zepter. Er ist durch und durch Winzer und lebt den Wein. Er will das Weingut Franz Keller auf das nächste Level heben.
Schon Vater Fritz hat das Weingut naturnah ausgerichtet, Friedrich stellt jetzt komplett auf Bio um und tastet sich langsames auch an biodynamische Aspekte heran. An der Qualitätsschraube wurde in den letzten Jahren schon gedreht, aber jetzt geht man den nächsten Schritt und trennt sich von weniger guten Lagen, verringert somit die Fläche und strafft das Sortiment. Diese Entwicklung trug schon in der letzten Jahren Früchte, aber mit dem Jahrgang 2019 und 2020 sind die Qualitäten noch präziser und packender geworden und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht.
In Zukunft wird die VDP Qualitätspyramide konsequent umgesetzt. Beginnend mit den Gutsweinen, die rebsortenrein ein hervorragendes Preis-Genuss-verhältnis bieten. Sie kommen zumeist aus den Lössterrassen und den jüngeren Weinbergen.
Die Bassgeige ist zwar mit dem unglückseligen 71er Weingesetzt deutlich erweitert worden, so dass nicht nur die alten kleinen südexponierten Terrassen der Ur-Bassgeige dazu gehören, sondern quasi die gesamte Gemarkung von Oberbergen. Aber die Kellers bewirtschaften die besten Stücke in der Bassgeige. Somit sind ihre Weine aus der Bassgeige VDP.ERSTE.LAGE ein echter Tipp. Bei kaum einen anderen VDP Weingut bekommt man eine 1. Lage auf diesem Niveau zu einem solch guten Preis.

CHRISTOPH RAFFELT
Doch im Kaiserstuhl gibt es nicht nur Löss. Im Gegenteil: Das Terroir des Kaiserstuhls ist extrem vielfältig und die Kellers besitzen in den besten Lagen am ganzen Kaiserstuhl Rebflächen.

Doch im Kaiserstuhl gibt es nicht nur Löss. Im Gegenteil: Das Terroir des Kaiserstuhls ist extrem vielfältig und die Kellers besitzen in den besten Lagen am ganzen Kaiserstuhl Rebflächen.
Der Enselberg bei Jechtingen, eine gut durchwindete Westlage mit spektakulärem Blick in die Rheinebene, ist wesentlich von ihrem teilweise helleren, teilweise dunklen und steinigen Vulkangestein im Untergrund geprägt. Eine feine Lössschicht bildet den Oberboden.
Zwei 1999 und 2003 zu 100 Prozent mit burgundischen Pinot Noir-Klonen angelegte Weinberge, ergeben einen femininen und feinen Spätburgunder. Hier stehen weniger Kraft und Konzentration, als Säurespiel und Finesse im Vordergrund.
Die im südlichen Kaiserstuhl gelegenen Toplagen weisen meist keine Lössauflage auf und die verschiedenen Vulkanite bilden das vulkanische Ausgangsgestein der Weinbergsböden. Im Oberrottweiler Eichberg ist es Tephrit, wenn man so will ein etwas rötlicher grobporiger Basalt. Der nach Süden, teilweise auch Südost und Südwest exponierte Weinberg ist eine der wärmsten Lagen des Kaiserstuhl.
Der rot-schwarze Vulkanboden sorgt für einen markanten, eher maskulinen Spätburgunderstil, der kraftvoll, mit zunehmender Reife animalisch, ja sogar leicht teerig ausfallen kann.
Im Kirchberg spürt man den Einfluss der Burgundischen Pforte besonders eindringlich. In den westlich exponierten und damit dem Wetter stärker ausgesetzten Bereichen der Lage, befinden sich Böden mit signifikant höherem Gesteinsanteil. Der nach Süd/ Südwest ausgerichtete Weinberg ist immer etwas kühler als Schlossberg und Eichberg.
Der helle, kalkhaltige Vulkanschotter, der sich in der Parzelle am Hangfuß der Lage findet, lässt den 1975 von Franz Keller gepflanzten Spätburgunder hier fein und zurückhaltend ausfallen. Der Chardonnay-Weinberg wurden bereits zu Beginn der 1990er Jahre mit einer Genetik aus den besten Lagen des Burgunds angelegt.

Um den Erwerb der Parzelle im Achkarrener Schlossberg rankt sich folgende nette Anekdote: Fritz Keller bekam während eines Spaziergangs durch den Schlossberg den Beginn einer Weinbergs-Rodung mit. In Sorge um die Bewahrung alter Reben und deren Genetik, bemühte er sich um den Erwerb des Weinbergs. Obwohl die Besitzer keinen Nachfolger vorweisen konnten, der sich der harten Arbeit in der Steillage annehmen wollte, kam zunächst kein Verkauf zustande. „Achkarrer verkaufen nicht an Oberbergener!“ - so die harte Haltung.
Erst als Fritz Keller nachweisen konnte, dass seine Mutter aus Achkarren stammte, willigte man ein.
Seit 2009 besitzen und bewirtschaften die Kellers nun einen Weinberg mit schwarzer Vulkanerde, dessen Bearbeitung nur mit viel Handarbeit zu erbringen ist. Bis zu 4 Meter hohe Trockenmauern mit einer Gesamtlänge von 150 Metern wurden aufwändig gesichert und so für die kommenden Generationen bewahrt. Eidechsen, Schlangen und Feuersalamander finden in den Nischen der Trockenmauern Schutz – besonders auch im Winter. Im Anbau stehen hier Grauburgunder und Spätburgunder aus alter Genetik, die per Sélection Massale vermehrt wurden. Im steilen, windgeschützten Kernstück dieser historisch bedeutsamen Steillage, staut sich die Wärme und schafft ein einzigartiges Kleinklima.
Eine ganz besondere Bedeutung nimmt der Steinriese ein. Eigentlich gehören die Weinberge zur Oberbergener Bassgeige, haben aber weder mit der erweiterten noch mit der historischen Bassgeige etwas zu tun. An den Südhängen des Badbergs, einem Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung, da hier eine mediterrane Flora und Fauna vorkommt, die man in Deutschland sonst nirgends findet, gelegen, genießt man aus den Terrassen den Blick, über das neue Kellergebäude hinweg, weit bis zu den Vogesen hin. Der geologische Untergrund stellt auch eine Einzigartigkeit dar. Er besteht aus einem sehr kalkhaltigen vulkanischen Gestein, dem Karbonatit, der weltweit sonst nur noch in Ostafrika zu finden ist. Dem ganzen Badberg spürt man seine Besonderheit und die vulkanische Vergangenheit an. An seinem Fuß sprudeln bis heute warme Mineralquellen. Auf diesem außergewöhnlichen Terroir wächst der extrem rare Steinriese, ein wahrer Riese von Spätburgunder.
Der Index zur Trockenheit, bzw. zur Süße des Weines berücksichtigt die gesamte Struktur des Weines und kombiniert dabei Restzucker, Säuregehalt und Alkoholgehalt. Es geht hierbei nicht um Laboranalysen, sondern um das subjektive Empfinden von Süße auf dem Gaumen. Die Daten stammen von den Weingütern selbst und werden bei unseren Verkostungen geprüft.
Trocken
Rein technisch gesehen nicht völlig trocken aber keine Süße auf dem Gaumen, eventuell etwas runderer Abgang
Mittlere Süße, insbesondere bei jungen Weinen. Teilweise reduziert sich die Süße mit dem Reifeprozess
Süßlicher Wein
Hohe Süße wie bei einem Vendages Tardive, jedoch ohne die durch die Edelfäule* verursachte Reichhaltigkeit
Die Vendages Tradives (Elsässer Spätlese), unterliegen strenger staatlicher Kontrolle. Bei den überreif geernteten Trauben muss das alkoholische Potential mindestens 15,3% betragen (118 Oechsle). Ein Zuckerzusatz (Chaptalisation) ist nicht erlaubt.
Zum Charakter der Grand Cru Rebsorten kommt hier der Zuckergehalt und die Konzentration durch die Edelfäule.
Bei der Sülection de Grains Nobles (Elsässer Trockenbeerenauslese), werden ausschließlich von Edelfäule befallene Trauben verwendet.
Das alkoholischen Potential muss mindestens 18,20% (134,8 Oechsle) betragen. Im Vergleich zu den Vendages Tardives sind die Weine noch wuchtiger und konzentrierter. Diese Meisterwerke der Winzerkunst bieten ein lang anhaltendes Geschmackserlebniss.
* Edelfäule (Botrytris cinerea) auch als Grauschimmel oder Edelfäulpilz bezeichnet ist ein Pilz der reife Weintrauben bei feuchtem und gleichzeitig warmen Herbstwetter befallen kann. Der Schimmelpilz perforiert die Schalen der Trauben und fördert damit die Verdunstung was zu einer Konzentration der Aromen des Weines führt. Außerdem verbraucht er wesentlich mehr Säure als Zucker und fördert dadurch die Süße des Mostes (bis zu 45% Zuckergehalt).