
Terroir, Kreide & Charakter:
Ein tiefer Blick in die Champagne
Eine geologische und stilistische Reise durch die Subregionen

1. Montagne de Reims: Die Kraft des Pinot Noir auf tiefer Kreide
- Benoît Marguet in Ambonnay ist zweifellos die Speerspitze der biodynamischen Bewegung. Seine Arbeit mit der Phytotherapie im Weinberg definiert Grand Cru neu, voller Energie und spiritueller Tiefe.
- Wer die Präzision sucht, findet sie bei Huré Frères (Ludes) und Lacourte-Godbillon (Ecueil). Beide Häuser arbeiten herausragend parzellenbezogen und zeigen, wie finessenreich Pinot Noir auf der Nordseite (Petite Montagne) sein kann.
- Bonnet Ponson in Chamery beweist, dass auch "Meunier-Inseln" in der Montagne de Reims (Premier Cru) komplexe, salzige Weine hervorbringen können.
- Für die Avantgarde stehen Namen wie Emmanuel Brochet (Le Mont Benoit) und Elise Bougy. Brochets Weine sind rar und gesucht, Meisterwerke der Spannung. Bougy bringt eine neue, feminine und dennoch kompromisslose Handschrift in die Region.
- Ergänzt wird diese Riege durch Jean Servagnat und Solemme, die den Terroirgedanken konsequent weiterführen.
2. Vallée de la Marne: Die Renaissance des Meunier
- Georges Laval in Cumières ist eine Legende. Seit 1971 biologisch bewirtschaftet, sind diese Weine Monumente der Langlebigkeit und zeigen, was Meunier auf Premier-Cru-Niveau leisten kann.
- Das Haus Tarlant in Oeuilly ist berühmt für seine "Zero Dosage"-Philosophie und extrem langes Hefelager. Sie beweisen, dass das Marnetal Weine von messerscharfer Präzision hervorbringt.
- Mit Jérôme Blin haben wir einen Biodynamiker, dessen Weine aus Vincelles eine unglaubliche Textur aufweisen, hier trifft Handwerk auf pure Natur.
- Die neue Generation, vertreten durch Alexis (Champagne Alexis), Régis Poissinet und Alexandre Chaillon, bricht endgültig mit den Konventionen des Tals. Sie setzen auf Holzausbau, Spontanvergärung und zeigen die wilde, ungezähmte Seite der Marne.
© Mika Boudot 3. Côte des Blancs: Die Kathedrale des Chardonnay
- Larmandier-Bernier (Vertus) ist hier der Referenzpunkt für biodynamischen Weinbau an der Côte. Ihre Weine (wie der 'Longitude') sind flüssiger Stein, puristisch und tiefgründig.
- De Sousa in Avize arbeitet mit extrem alten Reben (Vieilles Vignes) und biodynamischen Methoden, was dem Chardonnay einen fast cremigen Schmelz bei hoher Mineralität verleiht.
- In den Grand Cru Lagen Cramant und Chouilly zeigen Pertois-Lebrun und Vazart-Coquart, wie unterschiedlich Chardonnay je nach Exposition schmecken kann, von stahlig bis opulent.
- Waris-Larmandier bringt eine künstlerische, fast ätherische Leichtigkeit in die Flasche.
- Ein besonderer Hinweis: Jeaunaux-Robin liegt technisch im Vallée du Petit Morin (südwestliche Verlängerung), wird stilistisch aber oft hier verortet. Auf den dortigen silexhaltigen Böden entsteht ein ganz eigener, rauchigerer Typus, der eine fantastische Ergänzung zur klassischen Côte des Blancs darstellt.
4. Côte de Sézanne: Die sonnige Verlängerung
5. Côte des Bar (Aube): Das wilde Burgund der Champagne
- Vouette & Sorbée (Bertrand Gautherot) und Charles Dufour sind Kultfiguren der Naturwein-Szene. Ihre Weine werden kaum degorgiert, geschweige denn geschwefelt (oder nur minimal) und sind radikale Ausdrucksformen des Bodens.
- Das Projekt Clandestin (eine Kooperation mit Gautherot) widmet sich den "vergessenen" kühlen West-Lagen, pure Frische und Spannung.
- Olivier Horiot in Les Riceys ist berühmt für seine Stillweine (Rosé des Riceys), aber seine Champagner sind ebenso kompromisslos und terroirbezogen.
- Drappier ist das historische Gewissen der Aube, Urvater des Pinot Noir in der Region und Vorreiter bei schwefelarmen Füllungen.
- Die junge Garde um de Bichery, Petit Clergeot und Louise Brison zeigt, warum die Aube aktuell als die dynamischste Region der Champagne gilt: Hier entstehen Weine mit Ecken, Kanten und enormem Trinkfluss.
VINATUREL
Großer Champagner entsteht nicht im Labor, sondern tief verwurzelt in der Erde. Entdecken Sie die Charaktere unserer Winzer.
Der Index zur Trockenheit, bzw. zur Süße des Weines berücksichtigt die gesamte Struktur des Weines und kombiniert dabei Restzucker, Säuregehalt und Alkoholgehalt. Es geht hierbei nicht um Laboranalysen, sondern um das subjektive Empfinden von Süße auf dem Gaumen. Die Daten stammen von den Weingütern selbst und werden bei unseren Verkostungen geprüft.
Trocken
Rein technisch gesehen nicht völlig trocken aber keine Süße auf dem Gaumen, eventuell etwas runderer Abgang
Mittlere Süße, insbesondere bei jungen Weinen. Teilweise reduziert sich die Süße mit dem Reifeprozess
Süßlicher Wein
Hohe Süße wie bei einem Vendages Tardive, jedoch ohne die durch die Edelfäule* verursachte Reichhaltigkeit
Die Vendages Tradives (Elsässer Spätlese), unterliegen strenger staatlicher Kontrolle. Bei den überreif geernteten Trauben muss das alkoholische Potential mindestens 15,3% betragen (118 Oechsle). Ein Zuckerzusatz (Chaptalisation) ist nicht erlaubt.
Zum Charakter der Grand Cru Rebsorten kommt hier der Zuckergehalt und die Konzentration durch die Edelfäule.
Bei der Sülection de Grains Nobles (Elsässer Trockenbeerenauslese), werden ausschließlich von Edelfäule befallene Trauben verwendet.
Das alkoholischen Potential muss mindestens 18,20% (134,8 Oechsle) betragen. Im Vergleich zu den Vendages Tardives sind die Weine noch wuchtiger und konzentrierter. Diese Meisterwerke der Winzerkunst bieten ein lang anhaltendes Geschmackserlebniss.
* Edelfäule (Botrytris cinerea) auch als Grauschimmel oder Edelfäulpilz bezeichnet ist ein Pilz der reife Weintrauben bei feuchtem und gleichzeitig warmen Herbstwetter befallen kann. Der Schimmelpilz perforiert die Schalen der Trauben und fördert damit die Verdunstung was zu einer Konzentration der Aromen des Weines führt. Außerdem verbraucht er wesentlich mehr Säure als Zucker und fördert dadurch die Süße des Mostes (bis zu 45% Zuckergehalt).















































