Verkostungsnotiz von vom 31.08.2020, Copyright Sebastian Bordthäuser und Vinaturel:
Kurzvita Sebastian Bordthäuser:
Sebastian Bordthäuser ist Quereinsteiger. Der studierte Gitarrist und Germanist machte seine Leidenschaft zur Passion und ist stets bestrebt, eine gemeinverständliche Sprache für den Wein zu finden. Die Grundlagen der Sensorik sind das Fundament für seine Liebe zum Wein. Nach seinen Job als Chefsommelier im Steinheuers Restaurant Zur Alten Post (Michelin **, 19 GM) schreibt der „Falstaff Sommelier des Jahres 2012“ für Effilee, BEEF, die Welt Am Sonntag und weitere Genussmagazine und ist immer auf der Suche nach kulturgeschichtlichen Hintergründen und Abgründen. Zahlreiche Moderationsjobs schärfen sein Profil als Weinunterhalter.
Der Kastanienbusch ist arrondiert von den namensgebenden Kastanienbäumen. Seine Böden gehen zurück auf das Zeitalter des Perm, das sie vor rund 280 Mio. Jahren erschuf. Als eine der höchsten Lagen des südlichen Pfälzer Waldes liegt der Kastanienbusch auf bis zu 320m über NN und ist damit die höchste VDP-klassifizierte Lage in der Pfalz. Der Rebholz’sche Teil des Kastanienbuschs beschränkt sich auf einen Talkessel mit steilem Südhang. Dort wachsen die überaus langlebigen GGs auf Rotliegendem aus lockeren Granit-, Schiefer- und Melaphyrablagerungen. Die Trauben wurden entrappt und nach 24-stündiger Maischestandzeit im Stahl vergoren.
Helles Zitronengelb mit grünen Reflexen und silbernem Rand.
In der Jugend stets schweigsam zeigt sich der 2019 Kastanienbusch Riesling Großes Gewächs vom Ökonomierat Rebholz zunächst zurückhaltend. Mit zunehmender Belüftung erzählt er in leisem, doch bestimmten Ton vom Wesen und der Essenz der Dinge: von getrockneten Kräuter, etwas Zitronen-Verbene, von grünen Äpfeln nur die Schale, grünen Walnüssen und Cassisblättern. Unter alldem verbirgt sich die zarte Würze des Rotliegenden, leicht rauchig mit Noten nach rotem Pfeffer.
Im Antrunk fest und geschlossen zeigt er einem zunächst die kalte Schulter. Der Monolith aus herber Phenolik und saliner Mineralik braucht abermals Luft, um redselig zu werden. Dann plaudert wenn auch zögerlich er von weißem Pfirsich und gelbem Kernobst, getrieben von seiner strammen Säure und kernigem Extrakt. Die feinkörnigen, aromatisch herben Gerbstoffe sind poliert und gebündelt, der Wein baut enormen Druck auf und scheint vor innerer Spannung am Gaumen beinahe zu platzen. Zitronig-ätherisches Finish mit kolossaler Länge. Mit seinen mächtigen Ablagen braucht der Kastanienbusch wie immer Zeit, bis er sich vollends nahbar zeigt.
Speiseempfehlungen von Sebastian Bordthäuser:
- Risotto mit Cedro Zitronen, Salicorn und Taggiasca Oliven
- Gebackener Seehecht mit Sauce Remoulade
- Entrecôte von der Färse mit Sardellenbutter