Verkostungsnotiz von vom 07.07.2020, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Grolleau ist eine autochthone Loire-Rebsorte, die meist in restsüßem Rosé d’Anjou Verwendung findet. Reinsortig wurde die Sorte so gut wie nie ausgebaut, bevor Claude und Nelly, die Gründer der Domaine Clau de Nell, das machten und zeigten, dass daraus ein so urwüchsiger wie eleganter und alterungswürdiger Wein von großem Charakter entstehen kann. Die Rebstöcke dieses Grolleau sind rund 55 Jahre alt, es wurden aber in den letzten Jahren noch weitere gepflanzt. Sie stehen in lehmig schluffigem Boden auf Sandstein sowie in rotem Feuerstein auf Tuffeau (Kalkstein).
Der Ertrag liegt bei gerade einmal 25 hl/ha. Die Trauben wurden von Hand in 12-Kilo-Kisten gelesen. Sie wurden entrappt und über 30 Tage hinweg mit nur seltenem Umpumpen vergoren. Der Ausbau erfolgte dann für 30 % des Weines über zwölf Monate auf der Feinhefe in burgundischen Pièces von fünf bis sieben Jahren, für weitere 70 % in großen Fudern. Die Cuvée reifte dann noch einmal für ein halbes Jahr im Edelstahl.
intensives Granatrot mit purpurfarbenen Reflexen
Der 2017er Grolleau von Clau de Nell ist ein erdig würziger Wein mit dunklen Fruchtnoten. Reife Pflaumen und Datteln sind hier ebenso präsent wie dunkle Kirschen und dunkle Himbeeren. Ein Hauch von Veilchen liegt über dem Wein. Dazu kommen Kräuter, ein wenig von einem leicht feuchten, duftigen Waldboden, etwas Süßkirschenkompott und sogar etwas Weihrauch.
Am Gaumen ist der 2017er Grolleau ein ungemein eigenständiger Loirewein. Die Frucht verbindet Süßkirschen, Walderdbeeren und Himbeeren in frischer wie in leicht kompottartiger Form. Der helle Wein wirkt frisch sowie strahlend und hat eine lebendige, aber seidige Säure und ein ungemein seidiges Tannin. Gleichzeitig bleibt der Wein präzise und strukturiert, fein in seiner leicht erdigen Würze und durchaus lang und komplex. Dabei verfügt der Wein ganz locker über ein Alterungspotential von 15+ Jahren. Grolleau ist neben Pineau d’Aunis eine schönsten Entdeckungen, die man im Loiretal machen kann.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Hummus, Baba Ganoush, Falafel und Oliven als Entrée
- Charcutiere mit Salzbutter und Bauernbrot
- Gebratene Blutwurst, Röstzwiebeln und Apfelpüree