Verkostungsnotiz von vom 11.06.2020, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Der 2016er Pibarnon Bandol Rouge ist eine Cuvée aus 90 % Mourvèdre und 10 % Grenache. Die Reben stehen in einem zum Meer hin ausgerichteten „Amphitheater“ auf Ton, Kalk und Kreide aus dem Trias. Für diesen Vin de Garde werden nur die besten und ältesten Reben auf mittlere Höhe von 250 Metern genutzt. Die Fermentation dauert rund drei Wochen. Danach werden die Weine Parzelle für Parzelle in darauf abgestimmten Barriques, Tonneaux und Fudern unterschiedlicher Provenienz über 20 Monate hinweg ausgebaut.
intensives Purpurrot mit violetten Reflexen
Der Bandol Rouge liefert all die Eigenständigkeit, die man sich von einem nahezu reinsortigen Mourvèdre erhofft. Der Grenache-Anteil dient einfach nur dazu, den Wein ein wenig früher in die seidige Richtung zu dirigieren, als das mit der reinsortigen Mourvèdre möglich wäre. Im Duft zeigt sich der Wein erdverbunden, ja, er duftet nach trockener wie leicht feuchter Erde samt Unterholz, Walderdbeeren, Brombeeren und ein wenig Plum Cake, Wacholder, Schlehe und Rauch. Irgendwann mischt sich hier eine kühle Note von zerstoßenem Kalk mit ein und ebenso ein wenig Blutorange.
Am Gaumen ist der Wein so kraftvoll wie dicht und seidig. Beeindruckend ist, wie offen der 2016er nach einer Zeit des Luftkontaktes schon wirkt. Kirsch-Likör und Schwarzkirschen verbinden sich mit ein wenig Zimt, Süßholz und Sternanis, Pfeffer und violetten Noten von Veilchen und Lavendel. Säure und Mineralität sorgen für vibrierende Lebendigkeit und Frische trotz all der Kraft, die dieser konzentrierte Wein in sich trägt. Das Tannin ist noch recht robust, glättet sich aber mit Zeit und Luft im Glas. Das Potential dieses Weines liegt locker bei 15 bis 20 Jahren.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Mit provençalischem Honig lackierte Wildentenbrust mit Shiitake Pizlragout
- Lackierte Short Ribs vom Grill mit Thymian und Rosmarin
- Waldpilz-Ragout mit Usukuchi Shoyu