Verkostungsnotiz von vom 10.05.2020, Copyright Peter Müller und Vinaturel:
Kurzvita Peter Müller:
Peter H. Müller, Jahrgang 1980 mit geschützter Ursprungsbezeichnung Ulm, fand, nach seiner Sturm & Drang Zeit und einem abgebrochenen Studium der Anglistik, Amerikanistik und Volkskunde, seine Heimat in der Gastronomie.
Von 2006 an ließ er sich zunächst den Weg weisen von Jan Bimboes & Klaus Buderath (Landgasthof Adler*, Rammingen). Danach zog es ihn ins Schlosshotel Lerbach zu Nils Henkel** & Thomas Sommer. Sechs Jahre lang, seit 2013 als Chef-Sommelier, genoss er dort den Ansporn Bühnenbildner für Speisen und Getränke zu sein um diese im rechten Licht voneinander profitieren zu lassen.
2014 wurde er dankbar zu „Deutschlands Falstaff Sommelier des Jahres“.
Seit Frühling 2015 lebt der vielgereiste Weinliebhaber im Burgenland in Österreich und erfreut die Gäste des Restaurants Taubenkobel in Schützen am Gebirge mit seinen Laudationes für die Weine und Teller.
Der Wein zeigt sich in sattem Goldgelb mit dezenter Neigung zu Bernstein und einem Schimmer von Trübung glänzend im Glas.
Mit modellhafter Eigenart repräsentiert dieser Wein seine Heimat. Der gemischte Satz aus Chardonnay, Viognier, Manzoni Bianco und Sauvignon Blanc nimmt sich im Glas etwas Zeit, doch zeigt dann ungeniert sein gelbfleischiges, würziges Wesen. Ebenso ausdrucksstark wie seine Farbe ist auch sein Duft, allerdings bedarf er Luft, im Idealfall Karaffe, etwas Geduld und ein entsprechend großes Glas.
Sein Duft erinnert an die, über dem offenen Feuer geröstete Ananas von Heston Blumenthal. Außerdem bilden Honigmelone, Schale von Blutorange und Pampelmuse, sowie Sanddorn die fruchtige Basis dieses Weins. Würzige Aromen, wiedergegeben von Kamille, Lorbeer und frischem Kurkuma sowie dem Duft von frischem Schüttelbrot mit Fenchelsamen und Salbei bringen nebst grünem Tee herrlich ätherische Anklänge.
Die 2017 Caroline von Martin Gojer macht am Gaumen den Vorzeichen ihres Duftes alle Ehre. Reife, gelbe Frucht blitzt auf und ist gekommen, um zu bleiben. Mit Nachdruck und Charakter besetzt der gemischte Satz von Pranzegg den Rachenraum. Seine gelbfleischige Frucht bildet die Leinwand, auf der sich seine Würze in Form von Wein gewordenem Expressionismus austoben kann. Ein zunächst breitschultriger Auftritt und cremige Textur wandeln sich in Geradlinigkeit bei 12,5 %Vol und hallen zartbitter und förmlich nach deftigem Essen dazu verlangend nach. Sein feinkörniges, doch straffes Gerbstoffgerüst, was dem Wein insbesondere im Nachhall durch dezente Bitterkeit, Frische einverleibt, lässt ihn mitsamt verschmitzter Säure vor Vitalität strahlen.
Erstklassiger Charakterwein, der stolz für Vielfalt statt Einfalt steht.
Speiseempfehlungen von Peter Müller:
- In Heu und Olivenöl geschmorter Blumenkohl mit Butterbröseln und Feldsalat
- Gebratener Waller mit Meerrettichsoße, geräuchertem Krautsalat und Bratkartoffeln
- Kümmelbraten vom Schwein mit geschmorten Senfkarotten und Zitronenrisotto