Verkostungsnotiz von vom 15.08.2018, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Wenn überhaupt ein Vouvray aus der 2017er-Serie olfaktorisch in Richtung Reduktion und in die damit verbundenen Flint-Noten ausschlägt, dann ist es der Le Clos du Bourg demi-sec. Hier finden sich leise Anklänge an Schießpulver, die sich jedoch mit Luft auch schnell verflüchtigen. Die begleitenden Noten von Apfel und Apfelmost verbinden sich mit Nuancen von Virginia-Tabak und Rauch, ferner mit gemahlenem Stein und ein wenig Wachs sowie nasser Wolle und machen ihn zu einem Archetypus des Vouvray-Chenin-blanc.
Geschmacklich bildet der Le Clos du Bourg – wie stets und gerade in jungen Jahren – das Bindeglied vom spielerischen Haut-Lieu zum dunklen Le Mont. Kernobst zeigt sich hier in fast süffig saftiger Art. Die Süße liegt etwas mehr auf der Zungenspitze als beim Le Mont, die Würze schiebt sich in die Mitte des Gaumens. Dabei scheint der Vouvray auf eine Decke aus seidigem Gerbstoff gebettet zu sein, durchwoben mit der so brillanten, nie aufdringlichen, aber stets präsenten Säure dieses Jahrgangs, die klar ist wie ein Quellfluss in der Auvergne und entspannt wie die Loire, die sich durch die Schlösserlandschaft rund um Blois und Tours mäandert. 2017 ist gerade beim demi-sec schon eine wahre Freude, und man weiß gar nicht, wie man sich dazu zwingen kann, diesem Wein noch mehrere Jahre Flaschenreife zu gönnen und sich gleichzeitig dieses Vergnügen so lange zu versagen. Und doch wird sich dieser Wein noch über lange Zeit hinweg wunderbar entwickeln.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Kalbsbries mit Spitzmorcheln und Spargel
- Rochenflügel mit Kapern und Spitzkohl
- Birnen-Mandel-Tarte