Verkostungsnotiz von vom 20.05.2018, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Informationen über den Wein:
2014 ist der erste Jahrgang dieses Weins aus der seltenen, in den Rias Baixas autochthonen Rebsorte Espadeiro. Es gibt gerade einmal 352 Flaschen von diesem Wein. Der Name Espadeiro ist etwas verwirrend. Eigentlich ist Espadeiro eine Rebsorte, die aus dem Vinho-Verde-Gebiet am Minho stammt. Im portugiesischen Setúbal wird sie auch Trincadeira genannt. Obwohl das Minho an die spanischen Rias Baixas angrenzt, ist der spanische Espadeiro eine Variante der südwestfranzösischen Sorte Camarou Noir. Dort findet man sie nur noch in alten Weingärten des Jurançon. In den Rias Baixas gibt es noch rund 130 Hektar. Früher wurde die Rebe an Bäumen kultiviert, dann in Pergola-Erziehung, und so wird sie auch bei Attis angebaut, wo der Espadeiro auf Granitböden mit sandig-lehmigem Oberboden zu finden ist. Nach vollständiger Entrappung und sanfter vertikaler Pressung wird der Wein spontan vergoren, es folgt eine malolaktische Gärung und ein Ausbau über zwölf Monate in gebrauchten 500-Liter-Fässern aus französischer Eiche.
purpurrot mit violetten Reflexen
Dieser Espadeiro aus einem uralten Weinberg ist ein Fest für die Sinne. Den Auftakt bilden deutliche Veilchen-Noten, ein wenig Lilie und dazu die intensive reife Frucht dunkler und säuerlich roter Beeren. Schließlich finden sich Noten von Pfeffer und Lakritze, und man weiß gar nicht genau, wo man diesen Wein einordnen soll. Es ist wie bei einer ungewöhnlichen, etwas aus dem Rahmen fallenden Geschichte.
Was diesen Wein ausmacht, ist die beeindruckende Balance, die er zwischen dem bäuerlich-bodenständigen Charakter und einer feinen Eleganz an den Tag legt. Der Wein hat Frische, hat Zug, zeigt auch am Gaumen die säuerliche und doch auch reife Frucht. Die Nähe zum Meer verleiht ihm Kühle und jodige Noten, die Wärme des Gebiets eine reife Saftigkeit. Der Wein wirkt zugleich komplex wie auch dicht und ist dabei doch spielerisch leicht und druckvoll. Er schließt mit einer feinen Würze, bei der auch das Pfeffrige wieder in den Vordergrund kommt.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Gebratene Blutwurst mit Röstzwiebel-Kartoffelpüree und Sauerkirschenkompott
- Süßsaure Kalbsniere mit Holunderbeersaft, Honig und Pfeffer
- Pizza Margherita (vegetarisch)