Verkostungsnotiz von vom 06.12.2016, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Vecchio Samperi war der erste Wein, den Marco de Bartoli abgefüllt hat. Er ist eine Hommage an seinen kalkreichen Weinberg in Contrada Samperi, etwas außerhalb von Marsala. Dort wächst auf zwölf Hektar der Grillo für seinen Marsala. Der Grillo, den er hier verwendet, stammt von 20 bis 42 Jahre alten Reben in Albarello-Bestockung. Die Ernte beträgt 20 hl/ha. Der Grillo wird langsam bei Raumtemperatur in offenen Bottichen aus Eichenholz und Walnuss vergoren und kommt dann in ein Perpetuum, im Sherry-Gebiet auch Solera genannt. Es ist ein Verbund von Fässern, in denen der Wein seit 1980 reift. Pro Jahr werden 5 % entnommen und 5 % aufgefüllt. Der Alkohol liegt bei 16,69 %, der Zucker bei 12,6 Gramm, die Säure bei 6,7 Gramm, der Schwefel bei 8 mg/l und der pH-Wert bei 3,26.
Der Vecchio Samperi hat eine umwerfend feine und balancierte Nase. Sie changiert zwischen getrocknetem und frischem Steinobst, unreifen Walnüssen, einer Haselnuss-Früchte-Tarte und reifen Agrumen. Besonders ansprechend ist die feine Süße, die sich ihren Weg durch die herben Nussaromen bahnt.
Am Gaumen zeigt der Vecchio Samperi einerseits eine große Fülle, andererseits schneidet sich die Säure wie mit einer Machete eine Bahn durch das Dickicht der Aromen. Auch hier zeigt sich die leicht angetrocknete Frucht, ein Spektrum an Nüssen, ein Hauch gebackenen Teigs mit reichlich Butter, abgeschmeckt mit Orangenschalen. Ja, die Orangennoten werden hier intensiver, als sie es in der Nase waren. Sie leiten den Wein in ein markantes Finish von großer Länge und Dichte. Will man den Vecchio Samperi stilistisch einordnen, so fällt einem der Sercial von der Insel Madeira ein, vielleicht aber auch ein Amontillado aus Jerez. Der müsste dann aber schon von der exzellenten Sorte sein, um es mit dem Vecchio Samperi aufnehmen zu können.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Ruota di Pesce Spada – Schwertfischsteak aus dem Bauch mit Chiliflocken und Zitrone
- Gratinierte Austern
- Pecorino mit Pfeffer und Nüssen (vegetarisch)