Verkostungsnotiz von vom 21.02.2018, Copyright Peter Müller und Vinaturel:
Kurzvita Peter Müller:
Peter H. Müller, Jahrgang 1980 mit geschützter Ursprungsbezeichnung Ulm, fand, nach seiner Sturm & Drang Zeit und einem abgebrochenen Studium der Anglistik, Amerikanistik und Volkskunde, seine Heimat in der Gastronomie.
Von 2006 an ließ er sich zunächst den Weg weisen von Jan Bimboes & Klaus Buderath (Landgasthof Adler*, Rammingen). Danach zog es ihn ins Schlosshotel Lerbach zu Nils Henkel** & Thomas Sommer. Sechs Jahre lang, seit 2013 als Chef-Sommelier, genoss er dort den Ansporn Bühnenbildner für Speisen und Getränke zu sein um diese im rechten Licht voneinander profitieren zu lassen.
2014 wurde er dankbar zu „Deutschlands Falstaff Sommelier des Jahres“.
Seit Frühling 2015 lebt der vielgereiste Weinliebhaber im Burgenland in Österreich und erfreut die Gäste des Restaurants Taubenkobel in Schützen am Gebirge mit seinen Laudationes für die Weine und Teller.
In tief dunklem Rubinrot mit schwarzem Kern zeigt sich der Wein klar und glänzend im Glas.
Mit der braungebrannten, ledrigen und kräftigen Pranke eines toskanischen Weinbauers klopft einem dieser Cabernet Franc beherzt auf die Schulter und macht unweigerlich kein Hehl um sein Wesen.
Er ist weder in eine Schublade zu stecken mit eher kühl wirkenden, kräutrigen Cabernet Francs aus dem Loire Tal, noch mit dem Hochadel aus dem Bordelais. Wobei letzterer ihm etwas mehr Wohlgefallen auf die roten Wangen zaubert. Jener hier ist heißblütig. Die Rauchigkeit von Tabakblatt, über Holzkohle gerösteten Maroni und Lauchasche lässt Spielraum für Cassis, Cranberry und Kirschkompott mit Zimtrinde. Nichtsdestotrotz gilt ihr die Hauptbühne.
Beim Erstschluck tritt der 2015 Duemani Cabernet Franc regelrecht schroff auf. Das wäre ich allerdings vor Missbilligung auch, wenn einer meint, mir nach nur zweieinhalb Jahren an den Kragen zu wollen...
Nach gewisser Zeit, jedoch, öffnen sich diese beiden Hände.
Hochkonzentriert, doch fern von extraktsüß oder überladen, gibt der Wein sich mit stoffiger Dichte und fleischigem Gerbstoff. Seine engmaschigen Tannine fordern durchaus noch ein wenig Geduld um ihren rechtmäßigen Platz im Gesamtbild dieses puristischen Kraftpakets einzunehmen. Definiv ein Langstreckenläufer. Frei nach dem Motto „Unverhofft kommt (nicht so) oft“ gelingt hier Seltenes:
Durch und durch Cabernet Franc.
Ohne Interessenskonflikt.
Speiseempfehlungen von Peter Müller:
- Gratinierte Morcheln und Herbsttrompeten mit Stampfkartoffeln, Nussbutter und schwarzem Trüffel (vegetarisch)
- Gebratener Rinderrücken mit gegrilltem Markknochen, Stangensellerie und schwarzem Knoblauch
- Schmortopf von der Gans aus Keulenfleisch, Magen und Leber mit Grünkohl und Pastinaken