Verkostungsnotiz von vom 02.05.2023, Copyright Sebastian Bordthäuser und Vinaturel:
Kurzvita Sebastian Bordthäuser:
Sebastian Bordthäuser ist Quereinsteiger. Der studierte Gitarrist und Germanist machte seine Leidenschaft zur Passion und ist stets bestrebt, eine gemeinverständliche Sprache für den Wein zu finden. Die Grundlagen der Sensorik sind das Fundament für seine Liebe zum Wein. Nach seinen Job als Chefsommelier im Steinheuers Restaurant Zur Alten Post (Michelin **, 19 GM) schreibt der „Falstaff Sommelier des Jahres 2012“ für Effilee, BEEF, die Welt Am Sonntag und weitere Genussmagazine und ist immer auf der Suche nach kulturgeschichtlichen Hintergründen und Abgründen. Zahlreiche Moderationsjobs schärfen sein Profil als Weinunterhalter.
Die Trauben für diesen Pinot Noir stammen nicht aus dem Kamptal, sondern aus Gumpoldskirchen, Niederösterreich in der Thermenregion. Umgangssprachlich wird die Gegend auch Südbahn genannt, weil sie direkt im Süden an Wien angrenzt. Nicht nur landschaftlich, sondern auch von den Böden her erinnert die Region ein wenig ans Burgund: die kalkhaltigen Böden der Thermenregion sind besonders geeignet für den Anbau von Burgunder-Sorten.
Die Trauben für den Gumpoldskirchen Pinot Noir wurden Anfang September selektiv von Hand gelesen. Die Vergärung mit eigenen Hefen erfolgte spontan, 20% der Trauben wurden als Ganztrauben (mit Stielen) für bessere Gerbstoff-Ausbeute in Holzgärständern aus Eiche vergoren. Nach der alkoholischen Gärung lagen die Weine für 12 Monate in 300 Liter Fässern auf der Vollhefe und anschließend für sechs Monate in gebrauchten, großen Fässern auf der feinen Hefe. Der Wein wurde ungeschönt und ungefiltert abgefüllt.
Der 2018 Pinot Noir Gumpoldskirchen von Fred Loimer hat ein breites Aromenspektrum, duftet nach einem satt gefüllten Korb vollreifer Herzkirschen und erinnert damit an ein Gemälde alter Belgischer Meister. Eine Schale mit gedörrtem Obst wie Pflaumen und Äpfeln zur Rechten sowie ein Mörser zur Linken steuern die milden Gewürznoten bei: Piment, schwarzer Pfeffer und etwas Kardamom erinnern an Pfefferkuchen. Im Obertonbereich zeigen sich florale Noten und etwas Blutorangenzeste.
Trotz seiner ausladenden Aromatik zeigt er sich im Antrunk erfrischend und klar mit transparenter Frucht und seidigem Gerbstoff. Alles fügt sich der eleganten Struktur des Weines ohne ein Gramm Fett auf der Hüfte. Die kühle Kirsche wird beschleunigt von der nahtlos eingebundenen Säure und fester Phenolik, die ihm zusätzliches Tempo verleiht. Feine Würze und angenehme Länge mit herbem Finish.
Speiseempfehlungen von Sebastian Bordthäuser:
- Pasta mit geschmortem Radicchio in Rotwein und Rosine
- Miso Makrele
- Kurzgebratene Reh Schnitzelchen mit Lorbeer-Kirschen und jungem Mai-Wirsing