Verkostungsnotiz von vom 02.11.2022, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Der Wein stammt aus der Einzellage Kirchenstück in Hohen-Sülzen. Diese Weinlage wurde bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg erwähnt, steht also seit mehr als 400 Jahren unter Reben. Die auf 150 Metern liegende Hanglage mit 15 % Steigung ist geprägt von tonigen kalkhaltigen Steinen, die man in der Hand zerreiben kann. So haben die Reben eine sehr gute Nährstoffzufuhr, und die Mineralien aus dem stark kalkhaltigen Unterboden werden direkt übersetzt. Im uralten Kernstück liegt H.O. Spaniers ältester Weingarten, gepflanzt in den 1960er Jahren. Die Weine des Kirchenstücks wurden nach Selektion und Lese von Hand spontan vergoren und in Stück- und Doppelstückfässern ausgebaut.
Das 2021er Große Gewächs Kirchenstück in Hohen-Sülzen präsentiert sich ruhig und entspannt mit einer tief wirkenden Steinigkeit und einer dezenten weißfleischigen Frucht von Äpfeln und etwas weißem Pfirsich. Darüber liegt ein Duft von Blüten, Minze und etwas Bresaola. Wie bei den anderen Weinen von H.O. Spanier hat auch dieser Wein keine expressive Nase. Es ist vielmehr ein Textur- und Struktur-Wein.
Am Gaumen wirkt der Riesling gleichzeitig fest in der leichten Gerbstoff-Struktur und fließend in der klaren Säure. Die Frucht wirkt noch knackig mit etwas Mirabelle, Reineclaude, einigen dunklen Beeren und reifer Zitrone. Das Kirchenstück zieht sich enorm in die Länge und bleibt dabei trotz der Spannung in der Säure, auf der entspannt charmanten Seite. Das Salz im Finale wirkt dabei genauso mundwässernd wie die Mineralität. Das Große Gewächs wirkt tief und komplex, energiegeladen, ja fast tonisch.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Gegrillter Steinbutt auf Verbene-Beurre-Blanc mit Kohlrabi und Apfelessig
- Ravioli mit Kürbis- und Gorgonzola-Dolce Füllung auf einem Spiegel von Gelber Beete
- Carpaccio vom Wolfsbarsch mit Endivienöl