Verkostungsnotiz von vom 29.09.2022, Copyright Sebastian Bordthäuser und Vinaturel:
Kurzvita Sebastian Bordthäuser:
Sebastian Bordthäuser ist Quereinsteiger. Der studierte Gitarrist und Germanist machte seine Leidenschaft zur Passion und ist stets bestrebt, eine gemeinverständliche Sprache für den Wein zu finden. Die Grundlagen der Sensorik sind das Fundament für seine Liebe zum Wein. Nach seinen Job als Chefsommelier im Steinheuers Restaurant Zur Alten Post (Michelin **, 19 GM) schreibt der „Falstaff Sommelier des Jahres 2012“ für Effilee, BEEF, die Welt Am Sonntag und weitere Genussmagazine und ist immer auf der Suche nach kulturgeschichtlichen Hintergründen und Abgründen. Zahlreiche Moderationsjobs schärfen sein Profil als Weinunterhalter.
Seit 2005 machen Konstantin Weiser und seine Partnerin Alexandra Künstler Steillagenweine. Alles begann mit einem Stückchen in der Ellergrub, das sie zunächst bei Daniel Vollenweider ausbauten bis sich 2008 das heutige Weingut fand. Der reine Riesling-Betrieb produzierte anfänglich ausschließlich restsüße Weine. Heute teilen sich die 4,2 Hektar Produktion in trocken und restsüß, wobei die meisten Weine davon halbtrocken ausgebaut werden und ausschließlich aus der Ellergub stammen. Die prägnante Phenolik ist ein Leitthema der Weiser-Künstler’schen Weine, die neben ihrer prägnanten Säure stets von noblen Bitterstoffen konturiert sind.
Zur Rettung der alten Kulturlandschaft und der Steillagen sind Weiser-Künstler Mitglied im Klitzekleinen Ring. Bewahrung durch Austrinken kann man es nennen. Ein guter und wichtiger Auftrag.
Sattes Goldgelb mit leuchtenden Reflexen.
Ausladend, offenherzig und komplex zeigt sich der 2019 Trabener Gaispfad von Weiser-Künstler in der Nase. Die angenehm reife Nase erzählt in ruhigem Ton vom Jahrgang und zeigt bereits aparte sekundäre Noten, die an milde Gewürze, ätherische Noten und mürben Schiefer erinnern. Zitronenmelisse mischt sich mit hellem Tabak, dazu kommen Noten nach Salbei, Safran und Bockshornklee, alles unterlegt vonTrockenobst nach Kletzen und gedörrten Aprikosen. Ein klarer Fall für die großen Gläser.
Auch am Gaumen spiegeln sich die würzigen Noten und werden von sublimer Restsüße kongenial befeuert. Der Grundcharakter ist geprägt von der Reife des Jahrgangs: Grosszügig konturiert hat er einen kräftigen Körper und boxt in der Klasse von Michelangelos David, allerdings aus Schiefer und nicht aus Marmor gemeisselt. Am Gaumen zeigt er erste Mürbe, umrissen von feinherber Phenolik und dunkler Aromatik, die am schwarzen Kardamom und hochfeine Bitterschokolade erinnert. Die Säure scheint erhellend am Gaumen und trägt ihn ins orchestrale Finish.
Speiseempfehlungen von Sebastian Bordthäuser:
- Ziegenkäse Crostini mit Confit von gedörrten Salbei-Aprikosen und Kakao-Nibs
- Wolfsbarsch mit weißer Kaffee-Beurre blanc
- Wildschweinrücken mit Bohnen-Pfifferlings Ragout und gratinierter Thymian Marille