Verkostungsnotiz von vom 05.05.2022, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Information über den Wein
Der Vießlinger Stern ist für Martin Muthenthaler eigentlich sein Flaggschiff-Weingarten und seine Monopol-Lage sowohl für Grünen Veltliner als auch für Riesling. In den Riedenkarten findet man den Vießlinger Stern jedoch nicht. Der Stern wird heute als Subriede der Bruck zugerechnet. Die Lage mit ihren mehr als 60 Parzellen ist bis heute klein strukturiert und schwer zugänglich. Dort stehen Muthenthalers älteste Reben mit 35+ Jahren. Die Parzelle ist geprägt von Orthogneis und Glimmerschiefer. Der Grüne Veltliner wurde nach spontaner Vergärung in einem einzelnen 600-Liter-Fass auf der Vollhefe ausgebaut.
Wenn man ins Glas riecht, wundert man sich unwillkürlich, ob man hier nicht zufälligerweise einen burgundischen Chardonnay eingeschenkt hat. Es duftet danach, vor allem nach einem solchen Chardonnay, der mit einem Hauch von Oxidation im Holz auf der Vollhefe gelegen hat und dadurch oft auch eine ganz eigene Würze mit sich bringt, die dieser Vießlinger Stern ebenfalls besitzt. Würze, gelb- und weißfleischige Früchte, Kräuter, ein Hauch von Vanille und ein klares, aber zurückhaltendes Holz sorgen für Komplexität.
Am Gaumen wird die Typizität des Grünen Veltliners dann deutlich mit seiner ihm eigenen leicht vegetabilen Würze, die sich mit einer reifen, eleganten und saftigen Frucht verbindet und von einer kristallklaren Säure durchzogen wird. Der Wein bietet Körper, bleibt aber schlank, geradlinig, sehr strukturiert und präzise, was nicht nur mit der Arbeit Martin Muthenthalers zu tun hat, sondern auch mit dem Jahrgang, in dem der Wein mit 12 Vol.-% Alk. auskommt und viel Finesse zeigt, und zwar vor allem im salzig zitrischen Finale, über dem eine deutlich florale, leicht an Veilchen erinnernde Note liegt.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Salat von goldbraun gebratenen Artischocken, Ciabatta und Pfefferschoten
- Lachsforellentatar mit eingelegtem Ingwer
- Geräucherter Schinken mit Ananas und gebratenen Trauben