Verkostungsnotiz von vom 15.03.2022, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Belle Léone heißt der Léone seit 2011 und ist mittlerweile ein Vin de France. Es ist einer der drei Syrah von Marlène Soria, einer der »besten, verrücktesten und unbändigsten Weinmacherinnen des ganzen Languedoc«, wie es in der Vinum heißt. Dass ein gerüttelt Maß an Charakterstärke dazu gehört, seine Weine über zehn Jahre lang im großen Holz und im Zementtank auszubauen, bevor man sie abfüllt, ist sicher richtig. Doch das, was dabei herauskommt, gibt Marlène Soria Recht. Der Léone ist ein Syrah, der mit einem kleinen Anteil Mourvèdre vergoren ist. Beide Rebsorten stehen im selben Weinberg auf schweren Tonböden.
dunkles Ziegelrot mit rotbräunlichem Rand und schwarzem Kern
Von den drei Syrah des Hauses wirkt der Belle Léone am dunkelsten und erdigsten, was auch kein Wunder ist, weil der Boden noch etwas fetter ist und hier neben Syrah noch Mourvèdre eine Rolle spielt, während es bei den anderen beiden Weinen die Grenache ist. Entscheidend für den Genuss ist hier, dem Wein Zeit und Luft in einer Karaffe zu gönnen. Dann öffnet er sich mit Noten von Brombeeren, Schlehen, Pflaumen und Blaubeeren, Grafit und Zeder, Süßholz und Pfeffer, schwarzen Nüssen, Nelken und einem Oberton von Veilchen. Dazu kommen Noten von Rost, Leder und Kräutern.
Am Gaumen wird die Wucht, die Kraft, die Tiefe und das Monolithische, das der Wein in sich trägt, noch deutlicher. Der Syrah wirkt enorm fleischig und zutiefst dunkel, saftig, steinig und erdig mit einer fantastische Extraktdichte und Extraktsüße, einem monumentalen Gerbstoff, der aber schon samtig und seidig ist. Der Wein wird dabei von einer frischen Säureader durchzogen, ferner von pikanten und fruchtigen Noten von Blutorangen samt Schalen. Hier zeigt sich eine große Intensität und Dichte, die den Wein über Jahrzehnte begleiten wird. Gleichzeitig kann man die bisherigen elf Jahre Reifezeit in komplexen tertiären und in balsamischen Noten wahrnehmen. Auch im Jahr 2011 ist der Belle Léone wieder ein geradezu monumentaler Wein.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Lammschulter, 16 Stunden geröstet, mit Backpflaumen, Knoblauch und Fenchelsaat
- Hase mit Rotweinreduktion und Steinschalotten, Pommes à la dauphine und glasierten Karotten
- Mit Kreuzkümmel und Senfsaat gewürzte Rote-Linsen-Burger