Verkostungsnotiz von vom 02.03.2017, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Das Weingut von Cyril Jeaunaux liegt ein wenig abseits der üblichen Wege in der Champagne. Der Ort Talus Saint Prix findet sich auf halbem Wege von Vertus (Côte des Blancs) nach Sézanne (Côte de Sézanne) im Vallée du Petit Morin, und auch da findet man die Gemeinde, die nur über 39 Hektar verfügt, eher über Umwege. Das ist deshalb wichtig, weil auch das Terroir, auf dem Cyril seine 5,7 Hektar bewirtschaftet, sich deutlich von der Kreide der Côte des Blancs unterscheidet. Nicht die Kreide ist hier bestimmend, sondern weißer Mergel, Kalkstein und vor allem Feuerstein. Das führt dazu, dass 70 % seiner Weinberge mit Pinot Meunier bestockt sind. Seit 2005 werden sie organisch bewirtschaftet, seit 2010 wendet er biodynamische Methoden an, und seit 2015 befinden sich die Weinberge auch offiziell in Konversion. Cyril presst die Trauben mit zwei eigenen Conquard-Pressen und baut die Weine im Edelstahl wie auch in alten Holzfässern aus, wobei eine malolaktische Gärung nicht bewusst herbeigeführt wird.
80 % Chardonnay und 20 % Pinot Noir von Rebstöcken, die rund 60 Jahre alt sind. Im Boden findet sich Lehm, Kalk, Kreide und viel Feuerstein. Der Champagner basiert auf den Jahrgängen 2013 mit 70 % sowie 2012 mit 30 %. Der Ausbau erfolgte im Edelstahl und im Holz, der Wein lag 3,5 Jahre sur lattes, und die Dosage liegt bei 6 Gramm.
helles Gold mit lebendigem Mousseux
Der Fil de Brume Brut von Cyriel Jeaunaux öffnet sich mit feinen Hefe- und Brioche-Noten. Man denkt unwillkürlich an eine Pariser Pâtisserie, in der vorwiegend Tartes mit Zitronen und Steinobst gebacken werden. Im Hintergrund finden sich ein wenig Kalk- und Kreidestaub, bedeckt mit Blüten von Wiesenblumen. Der Champagner ist duftig, lebendig und elegant.
Am Gaumen zeigt sich der Fil de Brume, was im Französischen so viel wie Nebelschwaden heißt, die morgens oft durchs kleine Tal ziehen, zunächst deutlich knackiger und mit mehr Druck, als die Brioche-Nase verraten hat. Das ist wunderbar; denn neben dem fast fleischigen Charakter ist der Champagner frisch und hell sowie klar, zeigt eine leichte Würze und ein Wechselspiel von reifer Frucht und angenehmer Bitternote, die fast tonisch erscheint. Der Winzer hat es auf rondeur und gourmandise angelegt, und genau das ist ihm ausgezeichnet gelungen.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Austern mit einer Champagner- und Koriander-Beurre blanc
- Bouchot-Muscheln mit Kerbelbutter und Wurzelgemüse, im Papier gedünstet
- Salat von Gelber Bete mit Walnüssen, Orangen und Falafel