Verkostungsnotiz von vom 23.08.2021, Copyright Sebastian Bordthäuser und Vinaturel:
Kurzvita Sebastian Bordthäuser:
Sebastian Bordthäuser ist Quereinsteiger. Der studierte Gitarrist und Germanist machte seine Leidenschaft zur Passion und ist stets bestrebt, eine gemeinverständliche Sprache für den Wein zu finden. Die Grundlagen der Sensorik sind das Fundament für seine Liebe zum Wein. Nach seinen Job als Chefsommelier im Steinheuers Restaurant Zur Alten Post (Michelin **, 19 GM) schreibt der „Falstaff Sommelier des Jahres 2012“ für Effilee, BEEF, die Welt Am Sonntag und weitere Genussmagazine und ist immer auf der Suche nach kulturgeschichtlichen Hintergründen und Abgründen. Zahlreiche Moderationsjobs schärfen sein Profil als Weinunterhalter.
Für den Pecorino der Amphora-Linie verwendet Francesco Cirelli ausschließlich eigenes Traubenmaterial seiner Azienda Agricola im Süden der Subregion Teramo. Die Farm liegt angrenzend an die Calanchi, den über Jahrhunderte erodierten und zerklüfteten Kalksteinhängen.
Cirelli konzentriert sich auf die drei Rebsorten der Abruzzen, Trebbiano, Pecorino und die Montepulciano d’Abruzzo und produziert mit dem Cerasuolo d’Abruzzo daraus insgesamt vier Weine. Für eine zeitgemäße Interpretation der Rebsorten verzichtet er auf übermäßige Maische Standzeiten und baut die Weine anschließend in der Amphore aus.
Die Trauben für den Pecorino Amphora werden entrappt und nach 24-stündiger Mazeration in der Amphore sanft gepresst. Der Most kommt danach avermals in die eingegrabenen Amphoren, in denen er spontan vergärt und auch den BSA durchläuft. Nach 12 Monaten Reifezeit bekommen die Weine vor der Füllung ein wenig Schwefel zur Stabilisation.
Kräftiges Altgold mit strahlenden Reflexen.
Der 2019 Pecorino Amphora von Francesco Cirelli zeigt sich in der Jugend zunächst vom Ausbau geprägt und verlangt nach großen Gläsern oder dem Sturz in die Karaffe. Nasse Steine und Tafelkreide machen den Auftakt, bevor sich markant würzige und herbe Noten zeigen. Mediterrane Kräuter wie Lorbeer, Salbe und Bohnenkraut werden flankiert von weißem Pfeffer und hellem Tabak, bis sich schließlich ein paar tollkühne Aprikosen nach vorne trauen und zusammen mit etwas getrockneter Mango das hohe Lied der halbaromatischen Rebsorte anstimmen.
Im Antrunk oszilliert der Pecorino Amphora zwischen feiner Würze und einer ungemein disziplinierten Frucht. Super saftig wird sie am Gaumen kuratiert von feinkörniger Phenolik und säumt den Zungenrand und verleiht ihm einen anregend herben Charakter. Dies samtig konzentrierte Struktur wird beschleunigt vom vitalen Säurenerv, der sich vom Antrunk bis ins fruchtig-herbe Finish spannt.
Speiseempfehlungen von Sebastian Bordthäuser:
- Pfirsich, Burrata und Salbei
- Gebratene Lotte mit Passe Pierre, Kartoffel-Risotto und Rauchbutter-Beurre Blanc
- Ferkel-Keule aus dem Ofen mit wildem Fenchel, Schalotten und Orangenschale