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Hunter | McKirdy

Natur, Draußen, Auf dem Land, Ländlich, Bauernhof

Vom Kellermeister zum eigenständigen Weingut

Irgendwann war es für den gebürtigen Schotten an der Zeit, etwas Neues aufzubauen, und das tat er zusammen mit der Südafrikanerin Jolene Hunter, die ebenfalls lange bei Zind-Humbrecht gearbeitet hat. Gemeinsam bauten sie die Agentur Terroir Connect auf, die biodynamische Erzeuger mit den richtigen Händlern zusammenbringt, und suchten gleichzeitig lange nach den richtigen Weinbergen für ihr eigenes Weingut. 

Lange Suche nach passenden Weinbergen 

In Zellenberg wurden Jolene und Paul schließlich bei Marc Tempé im Elsass fündig. Die Weinberge wurden bereits biodynamisch bewirtschaftet. Zellenberg liegt in einem Gebiet, das die beiden durch ihre langjährige Tätigkeit bei Zind-Humbrecht und deren weit verstreuten Besitz wie ihre Westentasche kennen. Das Dorf findet man in unmittelbarer Nachbarschaft zu Riquewihr, Beblenheim und Ribeauvillé, also nicht weit nördlich von Colmar. Das Weingut umfasst knapp 5 Hektar, von denen 3,5 Hektar derzeit bewirtschaftet werden. Die Größe erlaubt es dem Ehepaar, alle Arbeiten selbst zu erledigen und die volle Kontrolle zu behalten, was dem im positiven Sinne detailversessenen Qualitätsfanatiker Paul sehr entgegen kommt. Die Basis bilden kalkreiche Weinberge aus dem frühen Jura, dem Lias, wie man sie auch im französischen Jura selbst häufig findet. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei etwa 45 Jahren, und die jüngeren Pflanzungen basieren glücklicherweise bereits auf sehr guten Massenselektionen und ertragsarmen Unterlagsreben, stammen also nicht aus Klonarmeen namenloser Rebschulen.

Klares Konzept

Sie widmen ihre besondere Aufmerksamkeit dem Rebschnitt, der Ausdünnung der Knospen und Triebe während der Vegetationsperiode, wobei das Beschneiden und Aufbinden der Reben vermieden wird. In den Weinbergen werden keine schweren Maschinen eingesetzt, mit Ausnahme des Pflügens, für das nur leichte Raupen verwendet werden, um die Bodenverdichtung so gering wie möglich zu halten. Der Zeitpunkt der Lese richtet sich hier nach dem pH-Wert 3,2 und der Säurereife, der potentielle Alkoholgehalt wird kaum oder gar nicht berücksichtigt. Der später gemessene Alkoholgehalt der Weine liegt bei allen mehr oder weniger bei 12,5 % vol. Die Trauben werden natürlich von Hand gelesen und schon im Weinberg sehr sorgfältig sortiert, dann in kleine 10 kg-Kisten gepackt und in den Keller gebracht.

Champagne-Pressung und burgundischer Ausbau

Im Keller wird „nach der Champagner-Methode gepresst und nach der Burgunder-Methode vergoren“. Das heißt, es wird eine hydraulische Korbpresse aus Holz verwendet, in der die ganzen Trauben acht bis zehn Stunden lang, also extrem langsam gepresst werden, einschließlich der Oxidation des Mostes. Die daraus resultierende Extraktionsrate ist niedrig, was zu einem Most von außergewöhnlicher Reinheit führt. Der Saft wird dann ohne Débourbage durch Schwerkraft in über zehn Jahre alte burgundische Fässer gefüllt, in denen die Weine spontan gären. Die Gärung dauert zwischen zwei und zwölf Monaten, in denen die Weine den vollständigen biologischen Säureabbau durchlaufen. Die Weine bleiben auf der Vollhefe, ohne Abstiche und ohne Zusatz von SO2. Erst am Ende, wenn sie zur Abfüllung in Tanks fließen, wird eine minimale Schwefelung vorgenommen, aber weder geschönt noch filtriert.

CHRISTOPH RAFFELT

„3,5 Hektar & pH-Wert 3,2“

Eigenständig und charakterstark 

Die Weine von Jolene Hunter und Paul McKirdy sind offiziell als Vin de France klassifiziert und werden nicht klassisch in Flöten, sondern in Burgunderflaschen abgefüllt. Es gibt Pinot Gris aus verschiedenen Lagen, einen Riesling, einen Pinot Blanc, einen Auxerrois und eine Auxerrois-Pinot-Cuvée. Alle Weine wurden gleich behandelt, nur die Gärzeiten waren unterschiedlich.

Tatsächlich entstehen hier Weine, die eine ganz eigene Sprache sprechen und eine wunderschöne Leichtigkeit besitzen, ohne dass es ihnen an Tiefe fehlen würde. Es sind vielmehr schwebende Weine mit einer irisierenden Säurestruktur, die ihren Charakter über ihre präzise Textur und Struktur entwickeln und weniger über ihre Frucht, die hier eher eine Nebenrolle spielt. Die Handschrift steht bei diesen jungen Weinen derzeit eindeutig im Vordergrund. Je länger man diese Weine offen stehen lässt, desto besser kann man aber auch die Typizität der Rebsorte und des Terroirs erkennen. Im Idealfall sollte man sie in ihrer Jugend über zwei bis drei Tage hinweg probieren.
Obst, Trauben, Produzieren, Natur, Draußen
Text by Christoph Raffelt
Author Christoph Raffelt