Verkostungsnotiz von vom 01.05.2021, Copyright Christina Hilker und Vinaturel:
Kurzvita Christina Hilker:
Nach ihrer Ausbildung im Hotel Bareiss in Baiersbronn war Christina Hilker Chef-Sommelière im Stuttgarter Zwei-Sterne-Restaurant Speisemeisterei. Sie hat 2003 die Trophée Ruinart als beste Sommelière Deutschlands gewonnen und wurde 2005 vom Gault Millau als „Sommelière des Jahres“ ausgezeichnet. Heute ist sie für den süddeutschen Raum der Agentur Sommelier Consult verantwortlich.
Die Monopollage von 1 ha befindet sich in der Nähe des Grand Cru Hengst; es ist der einzige Clos im Elsass, der mit 100 % Pinot Noir bestockt ist. Er ist in drei Bereiche unterteilt. Der obere Teil besteht aus rosigem Vogesen-Sandstein, Buntsandstein und kalkhaltigem Sandstein. In der Mitte findet man grauen Muschelkalk mit sehr feiner Maserung und gelbes Gestein des Jura, im unteren Teil eine Mischung aus Vogesen-Sandstein und weißem und rosigem Quarz. Die Reben wurden zwischen 1998 und 2002 gepflanzt. Die Erträge liegen hier bei lediglich 35 hl/ha.
Die Trauben wurden mehr nach dem Prinzip einer Infusion denn einer Extraktion in Wein umgewandelt. Die Gärung erfolgte spontan im Tank mit 15 % ganzen Trauben, danach 17 Monate im Barrique (10 % neue, 60 % einjährige und 30 % zweijährige Belegung). Malolaktischer Säureabbau im Frühjahr, keine Schönung.
Gedecktes Violettrot mit purpurnen Reflexen.
Der 2019er Pinot Noir Clos de la Faille zeigt sich im momentanen Stadium offen mit verführerischer, beeriger und zart süßlich anmutender Aromatik, die von einer deutlichen Note wilder Kräuter begleitet wird. Leder, Trüffel, Zedernholz und Holzrauch sind ebenfalls mit von der Partie. Er wirkt im momentanen Stadium sehr betörend, eine ätherische Note und sein floraler Duft sind allgegenwärtig und bezaubern bereits im Duft auf wunderbare Weise.
Am Gaumen wirkt er saftig, voller Frucht, und auch hier tritt eine feine Fruchtsüße auf, wobei es sich um einen gänzlich trockenen Wein handelt. Wieder einmal verbindet der Clos del la Faille Kraft mit einer unwahrscheinlich femininen und eleganten Anmutung. Salzige Mineralität und eine dennoch feste Tanninstruktur verweisen auf sein hervorragendes Reife- und Lagerpotential. Auch wenn er sich bereits offen zeigt, tut man gut daran ihm noch etwas Zeit zu geben, um sich in voller Schönheit zu zeigen.
Wer ihn bereits in seinem jugendlichen Stadium genießen möchte, sollte ihn leicht gekühlt aus der Karaffe in Burgundergläser füllen.
Speiseempfehlungen von Christina Hilker:
- Warmer Rhabarbersalat mit Roter Bete und Burrata
- Kartoffelgratin mit Steinpilzen, Kalbsleber und Thymian
- Warm geräucherte Gänsebrust mit Holundergelee