Verkostungsnotiz von vom 03.05.2021, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Rémi Jobards Bourgogne Côte d’Or »Vieilles Vignes« stammt ausschließlich von mehr als 40 Jahre alten Rebstöcken aus sechs Parzellen in Meursault. Die Herkunftsangabe Bourgogne Côte d’Or wurde mit dem Jahrgang 2017 eingeführt und umfasst Weinberge von 40 Ortschaften der beiden Côtes mit Weinbergen von mindestens 9.000 Stöcken Pflanzdichte pro Hektar und einem geringeren Hektarertrag als beim Bourgogne AC. Die Herkunftsangabe umfasst Rot- wie auch Weißweine.
Der Bourgogne Côte d’Or »Vieilles Vignes« wird bei Rémi Jobard mit der gleichen Präzision vinifiziert wie alle seine Weine. Das heißt auch, dass der Wein nach Spontangärung fast zwei Jahre auf der Hefe liegt, und zwar in Fudern und Tonneaux von Stockinger.
Wie schon in 2018 ist der Bourgogne Côte d’Or »Vieilles Vignes« auch in 2019 wieder ein herrlich expressiver und präsenter Wein geworden. Da findet sich zunächst diese Art von Reduktion, wie ich sie besonders gerne mag – nur ein Hauch von Knallplättchen und Schießpulver, gerade so, dass man es merkt, dass es aber nicht dominiert und damit auch ermüdend wirkt. Man hat dazu grüne und gelbe Äpfel und grüne und gelbe Zitrusfrüchte in der Nase, dazu ein paar weiße Blüten, Stein und einige leicht angeröstete Mandeln. Das wirkt heller und schnittiger als 2018, aber natürlich noch reifer und wärmer als 2017.
Am Gaumen zeigt sich bei diesem Meursault aus der Randlage viel Energie und eine sehr lebendige Säure. Die weißfleischige Frucht ist saftig und verbindet sich mit Limequats und Zitronen. Die Säure wirkt schnittig, leicht druckvoll und doch seidig und charmant. Man findet hier die Tugenden eines Meursault. Es stellt sich dieses Hedonistische ein, das Softe und dazu auch die beurres et noisettes. Aber – und das muss man bei Rémi Jobard betonen – es zeigt sich das alles immer dezent, und es verbindet sich auf der Stelle mit einer angenehmen Nervigkeit und Lebendigkeit. Der Bourgogne Côte d’Or »Vieilles Vignes« ist darauf angelegt, all das schon in jungen Jahren zu präsentieren. Also – füllt die Gläser!
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Marokkanische Hähnchen-Tajine mit Salzzitronen und Couscous
- Grüne-Oliven-Kräuterpolenta
- Kalbsgeschnetzeltes mit Artischocken und gelber Paprika