Verkostungsnotiz von vom 11.01.2021, Copyright Peter Müller und Vinaturel:
Kurzvita Peter Müller:
Peter H. Müller, Jahrgang 1980 mit geschützter Ursprungsbezeichnung Ulm, fand, nach seiner Sturm & Drang Zeit und einem abgebrochenen Studium der Anglistik, Amerikanistik und Volkskunde, seine Heimat in der Gastronomie.
Von 2006 an ließ er sich zunächst den Weg weisen von Jan Bimboes & Klaus Buderath (Landgasthof Adler*, Rammingen). Danach zog es ihn ins Schlosshotel Lerbach zu Nils Henkel** & Thomas Sommer. Sechs Jahre lang, seit 2013 als Chef-Sommelier, genoss er dort den Ansporn Bühnenbildner für Speisen und Getränke zu sein um diese im rechten Licht voneinander profitieren zu lassen.
2014 wurde er dankbar zu „Deutschlands Falstaff Sommelier des Jahres“.
Seit Frühling 2015 lebt der vielgereiste Weinliebhaber im Burgenland in Österreich und erfreut die Gäste des Restaurants Taubenkobel in Schützen am Gebirge mit seinen Laudationes für die Weine und Teller.
In herrlich ungeordneter Regelmäßigkeit mischt Kai Schätzel aus Rheinhessen Mal für Mal auf‘s Neue die Traditionen der Weinwelt auf. Mal im kleinen, mal im größeren Stil. Dem Verein der Prädikatsweingüter bewies er mit seinen großen Gewächsen aus dem Jahr 2014, dass sich Dichte und Größe eines Weins nicht über seinen Alkoholgehalt definieren lassen (sein 2014 Hipping GG mit schlanken 11,5 %vol. rockt bis heute und darüber hinaus mit dem Durchhaltevermögen eines Keith Richards) und war somit der erste, der Große Gewächse mit einem Alkoholgehalt unter 12,0 %vol in den Verkehr bringen durfte.
QUAI fühlt sich am wohlsten, wenn er auf etwa 60° C erwärmt wird – am besten im Topf oder Wasserbad. Bitte nicht heißer – und ja nicht kochen – da ihm sonst seine Kraft, aber vor allem seine feinen Aromen flöten gehen.
Kai Schätzel selbst gibt folgende Genussempfehlungen:
Wascht eine Mandarine oder Clementine mit heißem Wasser und schneidet sie in Scheiben. Eine halbe Scheibe je 100 ml Wein ins Glas geben, QUAI HEISS drüber gießen – fertig!
Probiert es mit Zitronengras oder etwas Zitronenmelisse oder einer Scheibe geschältem Ingwer.
In hefetrübem Schleier zeigt der Wein ein Sonnenblumengelb mit Tendenzen zu hellem Bernstein. Trotz der Tatsache, dass er nicht klar ist, hat er einen strahlenden Glanz.
Willkommen im Aromareich. Hier springen erst mal alle Zitrusfrüchte in den Jacuzzi. Limette und Kumquats sowie Grapefruit und Pomelo. Dazu kommen ihnen ähnelnde Noten wie Ingwer, Zitronengras und Kiwi. Duftige Blüten wie die von Flieder, Basilikum und Apfel drehen per Dimmer die Helligkeit auf und ein Hauch von grünem Pfeffer und Hopfen verstärken den hefig mostigen Rahmen.
In der Nase veranstaltet der weiße Glühwein ein Lichterfest zwischen Himmel und Erde.
Die Frucht jauchzend feiernd und in der wärmenden Natur eines Grogs zeigt sich der heiße QUAI von Kai mit dem kühlen Kopf. Im Nachhall eher von Kräutrigkeit und ätherischer Wärme getragen, behält sich der unfiltrierte weiße Glühwein aus Riesling, Müller-Thurgau, Scheurebe und Sylvaner seine saftige Frische. Sein feinkörniger Gerbstoff setzt angenehm bittere Akzente, die anregen und sein duftiges Parfüm gekonnt kontrastieren.
Dennoch gilt Vorsicht, denn dieser Liter ist schnell leer gemacht.
Speiseempfehlungen von Peter Müller:
- Warmer Bohnensalat mit Liebstöckel-Stockbrot
- Gebratene Rotbarbe mit gelber Beete, Bucheckern, Schafgarbe und pochiertem Wachtelei
- Gefüllte Paprika mit Wildschweinhackfleisch, Spinat und Wildreis
- ...oder halt gebrannte Mandeln und Magenbrot