Verkostungsnotiz von vom 05.03.2020, Copyright Sebastian Bordthäuser und Vinaturel:
Kurzvita Sebastian Bordthäuser:
Sebastian Bordthäuser ist Quereinsteiger. Der studierte Gitarrist und Germanist machte seine Leidenschaft zur Passion und ist stets bestrebt, eine gemeinverständliche Sprache für den Wein zu finden. Die Grundlagen der Sensorik sind das Fundament für seine Liebe zum Wein. Nach seinen Job als Chefsommelier im Steinheuers Restaurant Zur Alten Post (Michelin **, 19 GM) schreibt der „Falstaff Sommelier des Jahres 2012“ für Effilee, BEEF, die Welt Am Sonntag und weitere Genussmagazine und ist immer auf der Suche nach kulturgeschichtlichen Hintergründen und Abgründen. Zahlreiche Moderationsjobs schärfen sein Profil als Weinunterhalter.
In leuchtenden Zitronengelb mit weißgoldenem Rand und dezenter Trübung zeigt sich der Wein glänzend im Glas.
Der Duft dieser eigentümlichen Rieslinginterpretation gleicht der Theke einer astreinen, doch umtriebigen Smoothie-Bar. Frisch aus der Presse kommen Limette, Kumquats und Pampelmuse. Ergänzend strahlt der Entsafter in leuchtendem Grün und strotzt mit den Aromen von Kiwi und Granny Smith Apfel, aber auch reichlich Kräuterwürze durch Brunnenkresse, Kerbel und Sauerklee. Selbst ein bisschen Gurkenschale, weißer Pfeffer und Tonic mischen diesen quirligen, lebensbejahenden Duft noch zusätzlich auf und fordern verschmitzt den ersten Schluck.
So ehrlich und ungeschminkt der 2017 Riesling (alter)native von Clemens Busch seinen Duft präsentiert, so dokumentativ und, im positivsten Sinne, spröde gibt er sich am Gaumen. Mit dem Verzicht auf Retuschieren hat dieser Riesling einen, ihm eigens inne wohnenden, Charme, ohne seine Schokoladenseite zu zeigen. Auf liebreizend freche Art und Weise bissig präsentiert sich ein kompakter Körper mit, förmlich nach Speise schreiender, Bittere und einer zielstrebigen geradlinigen Säure. Schlank, hochgewachsen und durchdacht, ohne verkopft zu sein, ist dies sowohl das Kalkül, als auch der treffsichere Witz von John Cleese in weingewordener Form.
Dem ehrlichen Trank sei Dank!
Speiseempfehlungen von Sebastian Bordthäuser:
- Champignon-Tartar mit fermentiertem Weißkohl, Kräuterquark und Schüttelbrot
- Frischkäse vom Schaf mit Leinsamenöl, Kressesalat und Wasabi-Kaviar
- Mit Eisenkraut gedämpfter Skrei und Miesmuscheln mit geschmortem Romana-Salat und Reisessigsoße