Verkostungsnotiz von vom 16.11.2020, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Mit dem Petersbühl bieten Uwe Lange und Marco Pfliehinger erstmals einen Lemberger aus Württemberg an. Der Lemberger stammt aus einer alten Steillage zwischen Weinsberg und Erlenbach. Südlich exponiert, stehen die Reben oben am kühlen Waldrand auf dem dort typischen Keuper, der sehr kalkreich ist und von rotem Ton durchzogen wird. Der Boden ähnelt deutlich dem Boden vom Steinsatz Spätburgunder. Je nach Jahrgang wird der Petersbühl Lemberger teilentrappt oder als ganze Trauben vergoren, dann in kleinen Holzbottichen kurz mit den Füssen eingemaischt und in moderater Pigeage rund drei Wochen auf der Maische vergoren. Danach wird er auf einer alten Korbkelter gepresst. Abgezogen wird der Wein mit Schlauch und per Falldruck, ausgebaut ausschließlich in gebrauchten Holzfässern, überwiegend Tonneaux. Keine Hefen, keine Enzyme, keine Schönung, keine Filtration und je nach Jahrgang maximal 30 mg zugesetzter Schwefel, normalerweise weniger.
Der Petersbühl 2018 ist ein noch verhalten auftretender Lemberger bzw. Blaufränkisch, dessen Kraft und Tiefe man ihm aber direkt anmerkt und die sich mit dem Karaffieren des Weines auch bestätigt. Wunderbar ist hier die Kombination von reifer Frucht und kühlen Elementen. So hat man den Eindruck, auf Blaubeeren und Brombeeren, reifen Holunder und Schlehen zu treffen sowie auf reifen Kirschsaft mit einem Hauch Süße. Die wird aber durch den Eindruck von fein zermahlenem Kalk gekontert und durch wohldosiertes Holz ergänzt, sodass sich schon im Duft ein stimmiges Bild ergibt.
Am Gaumen bietet sich unerwartet viel Zug und Frische bei diesem Lemberger aus einem eigentlich sehr warmen, wenn nicht gar heißen Jahrgang. Den merkt man dem Wein auch in seiner reifen, saftigen Frucht an. Doch im Wechselspiel von Säure, Tannin, ein paar Rappen und der Mineralität der Keuper-Kalk- und Tonlage ist diese Reife in ein wunderbar dichtes, lebendiges, immer transparentes und charmantes Gesamterlebnis eingebettet.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Rehrücken mit Brombeeren auf Polenta
- Doppeltes Kalbskotelett mit gebackenen Rosmarin-Kartoffeln
- Polenta mit gebratenem und in Balsamico geschwenktem Radicchio