Verkostungsnotiz von vom 01.10.2020, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Der 2015er Morillon Zeitspiel 5 stammt aus Tements Sausaler Lagen. Diese steilen, nach Süden hin exponierten Lagen sind geprägt von kargen Schieferböden. Nach Handlese am 20.09.2015 wurde der Wein über acht Stunden hinweg auf der Schale mazeriert, dann sanft gepresst, spontan vergoren und über 60 Monate hinweg im alten Stückfass auf der Feinhefe ausgebaut und unfiltriert gefüllt.
Der 2015er Morillon Zeitspiel 5 öffnet sich mit einem Duft von Meer, Salz und Jod. Nach dem ersten Windhauch aber wird es erdiger und bodenständiger mit Elementen von reifen Boskoop samt Schale, ein wenig Grapefruitschale, Kumquats und Stein, Bleistiftabrieb und weißen Blüten.
Am Gaumen wirkt der Morillon sehr balanciert und in sich ruhend. »Wein braucht Zeit. Wie viel davon, entscheidet die Natur« schreiben die Tements. Und weiter: »Zeitspiel ist daher mehr als eine bloße Spielerei, es ist die bedingungslose Suche nach der perfekten Trinkreife unserer Weine.« Genau die hat dieser Chardonnay nun erreicht. Er gleitet seidig über den Gaumen, zeigt gleichzeitig eine ganz leicht warme Komponente in der reifen Frucht und auch eine kühle in der lebendigen, seidigen Säure, in der tänzelnden Mineralität und in der schieferwürzigen Steinigkeit dieses Weines. Die Zeit hat dem Wein diese wunderbare Balance gegeben, die noch etwas Frucht stehen lässt, aber vor allem auf die Eleganz von Textur und Säure setzt. Chardonnay vom Schiefer, den gibt es gefühlt nur im Sausal. Warum eigentlich, fragt man sich unwillkürlich, wenn man diesen so stimmigen Chardonnay im Glas hat?
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Risotto mit Kürbis, Salbei und Gran Pardano
- Pasta mit gebratener Languste, Pecorino Gran Reserva und Steinpilzen
- Ricotta Gnudi mit Fenchel, Bohnen, Haselnüssen und Zitronen