Verkostungsnotiz von vom 26.03.2020, Copyright Peter Müller und Vinaturel:
Kurzvita Peter Müller:
Peter H. Müller, Jahrgang 1980 mit geschützter Ursprungsbezeichnung Ulm, fand, nach seiner Sturm & Drang Zeit und einem abgebrochenen Studium der Anglistik, Amerikanistik und Volkskunde, seine Heimat in der Gastronomie.
Von 2006 an ließ er sich zunächst den Weg weisen von Jan Bimboes & Klaus Buderath (Landgasthof Adler*, Rammingen). Danach zog es ihn ins Schlosshotel Lerbach zu Nils Henkel** & Thomas Sommer. Sechs Jahre lang, seit 2013 als Chef-Sommelier, genoss er dort den Ansporn Bühnenbildner für Speisen und Getränke zu sein um diese im rechten Licht voneinander profitieren zu lassen.
2014 wurde er dankbar zu „Deutschlands Falstaff Sommelier des Jahres“.
Seit Frühling 2015 lebt der vielgereiste Weinliebhaber im Burgenland in Österreich und erfreut die Gäste des Restaurants Taubenkobel in Schützen am Gebirge mit seinen Laudationes für die Weine und Teller.
Der Wein zeigt sich in tiefem Granatrot mit backsteinfarbenem Rand und opakem Kern klar und glänzend im Glas.
Bereits der erste Duft verrät, dass es sich um eine Mine von einem Wein handelt. Dunkel geht es in die Tiefe. Wie weit ist ungewiss und erfüllt mit einem guten Quäntchen Abenteuerlust. Gewiss jedoch ist, dass es viel zu entdecken gibt.
Der Duft dieses Amarone Riserva gleicht der Auslage des hochkarätigen Leckereienstands auf dem Kirmes Markt. Kandierte Bratäpfel und gedörrte Pflaumen, Feigen und Datteln finden sich dort genauso wie Dominosteine und Rumkugeln mit Zartbitterschokolade, Zuckerwatte und Türkischer Honig sowie Magenbrot und gebrannte Wiener Mandeln. Dazu gesellt sich nur noch ein Lufthauch des Lederbeutels, in dem die schnuckelige Verkäuferin ihren Drehtabak aufbewahrt.
Daraus ergibt sich die Schönheit dessen, wenn einzig der Duft eines Weines im Stande ist ganze Szenarien vor dem geistigen Auge abzuspielen...
Von der Fülle der Geschichte ergriffen, die die Nase dieses Amarone erzählt hat, präsentiert sich der 2012 Ravazzol Riserva DOCG von Ca' la Bionda am Gaumen kraftvoll und gefestigt. Erhaben und majestätisch ist sein Wesen. Der Streifzug über den Kirmes Markt geht bei leicht gedimmter Beleuchtung am Gaumen weiter. Opulente beerige Frucht wird von allem Kitsch befreit und kommt mit einer großzügigen handvoll Pfeffer gewürzt geschmacklich pur, aber auch mit Pauken und Trompoeten daher. Sattes, im Gesamtbild stimmig austariertes Tannin gibt unumstößliche, doch kontrollierte Kraft. Lang anhaltend verbleibt ein beachtlicher Eindruck, den jeder Schluck dieses tadellosen Zeugnisses seiner Herkunft hinterlässt.
Speiseempfehlungen von Peter Müller:
- Geschmorte Rote Bete mit Radicchio und Gorgonzola auf Pumpernickel überbacken
- Wildschweingulasch mit gebratenen Herbsttrompeten, Kürbis und Bratkartoffeln
- Salzbraten vom Weideochsen mit Belugalinsen, Aceto Balsamico, Röstzwiebeln und Serviettenknödeln