Verkostungsnotiz von vom 26.08.2019, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Die meisten Weinberge am Haardtrand im Übergang von der Rheinebene zum Pfälzer Wald sind sich nach Osten ausgerichtet. Die Siebeldinger Lage »Im Sonnenschein« liegt allerdings tatsächlich im Sonnenschein; denn sie ist südlich exponiert. Der Weinberg liegt auf 160 bis 250 Metern und hat eine Hangneigung von 5 bis 20 %. Der Riesling steht in der Parzelle »Siebeldinger Ganshorn« innerhalb der Lage »Im Sonnenschein«. Während »Im Sonnenschein« von alten Trias-Böden (ca. 220 Mio. Jahre) mit Muschelkalk geprägt ist, ist diese Parzelle noch jung, stammt aus dem Pleistozän (ca. 1 Mio. Jahre) und besteht vornehmlich aus Schotter mit Buntsandstein, Kies und Lehm. Seit diesem Jahrgang wird der Wein – um Verwirrung zu vermeiden – nur noch als Ganz Horn bezeichnet. Ausgebaut wurde der Wein nach Entrappung und einer rund 24-stündigen Maischestandzeit. Nach Vorklärung und natürlicher Sedimentation folgte die Gärung im Edelstahl und danach ein sechsmonatiger Ausbau auf der Feinhefe.
Obwohl dieser Riesling aus der gleichen Weinlage stammt wie Im Sonnenschein, bietet die Parzelle »Siebeldinger Ganshorn« doch ein völlig anderes Terroir, und somit hat der Ganz Horn genannte Wein auch ein anderes Erscheinungsbild. Im Duft zeigt sich dieses Große Gewächs in diesem Jahr etwas wärmer als das Geschwister. Im Auftakt findet sich Obstkuchen mit luftigem Hefeteig und, damit einhergehend, eine feine, reife Süße. Der Duft erinnert an weißfleischiges Steinobst, an Kernobst und ein wenig an Zitrone.
Am Gaumen ist der Ganz Horn wunderbar seidig sowie cremig mit einer leicht phenolischen Note und ein wenig Gerbstoff-Textur. Es steckt viel Kraft in diesem Wein, viel Grip am Gaumen, und er hat eine beeindruckende Tiefe und Länge. Da wird es hinten hinaus immer würziger, immer gerbstoffbetonter und auch immer kühler. Was im Duft noch nach warmem Obstkuchen duftete, ist jetzt flüssiger Stein, angereichert mit Limettensaft und Salz. Was für eine erstaunliche Verwandlung vollführt dieses Große Gewächs!
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Confierte Gänsekeulen mit Rosenkohl und Pomelo (Geflügel)
- Gedämpfter Wirsing, in Sahne geschwenkte Röhrlinge und Appenzeller Käse (vegetarisch)
- Sülze von der Schweinebacke mit Eigelb-Vinaigrette (Fleisch, Schwein)