Verkostungsnotiz von vom 10.10.2019, Copyright Peter Müller und Vinaturel:
Kurzvita Peter Müller:
Peter H. Müller, Jahrgang 1980 mit geschützter Ursprungsbezeichnung Ulm, fand, nach seiner Sturm & Drang Zeit und einem abgebrochenen Studium der Anglistik, Amerikanistik und Volkskunde, seine Heimat in der Gastronomie.
Von 2006 an ließ er sich zunächst den Weg weisen von Jan Bimboes & Klaus Buderath (Landgasthof Adler*, Rammingen). Danach zog es ihn ins Schlosshotel Lerbach zu Nils Henkel** & Thomas Sommer. Sechs Jahre lang, seit 2013 als Chef-Sommelier, genoss er dort den Ansporn Bühnenbildner für Speisen und Getränke zu sein um diese im rechten Licht voneinander profitieren zu lassen.
2014 wurde er dankbar zu „Deutschlands Falstaff Sommelier des Jahres“.
Seit Frühling 2015 lebt der vielgereiste Weinliebhaber im Burgenland in Österreich und erfreut die Gäste des Restaurants Taubenkobel in Schützen am Gebirge mit seinen Laudationes für die Weine und Teller.
Der Wein zeigt sich in hell leuchtendem Strohgelb mit goldenen Reflexen klar und glänzend im Glas.
Wenn stille Wasser tief sind, so ist dies der Marianengraben der weißen Burgunder. Dieses verschmitzte Grinsen hinter einem zurückhaltenden Erstauftritt lässt bereits Aromenpracht und detailverliebte Präzision erahnen. Zunächst introvertiert und etwas reduktiv verlangt dieser Wein nach Bedacht, Luft, Geduld und einem großen Glas um sein wahres Wesen zu offenbaren. Nach gewisser Zeit von jugendlicher Bockigkeit entschlüsseln sich florale Düfte von weißen Blüten und gelbem Kernobst, getragen vom hellen zarten Rauch gerösteter Nüsse. So treffen kandierter Ingwer, Kurkuma und Kumquats auf Kamillenblüten, Fenchelsamen und Heublume. Von Reife zunächst keine Spur, lediglich ein verlockendes Butterscotch verleiht Tiefgang und Volumen.
Der steinige Untergrund, welcher die Bühne für dieses Fruchtspiel darstellt und sich bereits in der Nase ankündigt, setzt seine Kraft unaufgeregt doch nachdrücklich am Gaumen ein und lässt den Wein durch einen langen kargen Nachhall brillieren. Am Gaumen ist der 2014 Weissburgunder Leithaberg von Heike und Gernot Heinrich ebenso stilsicher wie geradlinig und voller Feinschliff. Er gewinnt durch Länge statt Breite und beweist eindrucksvoll, dass er und Kalkstein beste Freunde sind.
Speiseempfehlungen von Peter Müller:
- Tarte von gegrillten Zucchini, Schafkäse und Haselnuss mit Limetten-Chili-Öl (vegetarisch)
- Miesmuscheleintopf mit Fenchel, Petersilienwurzel und Kurkuma
- Sauerteigbrot mit grober Leberwurst, körnigem Senf und Schnittlauchpesto