Verkostungsnotiz von vom 19.08.2019, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Die Riede Zieregg ist Tements Hausberg, der durch die Familie weltberühmt geworden ist. Sie wird geprägt von Korallenkalk und Kalkverwitterungsgestein, das in einem ehemals mächtigen Korallenriff entstanden ist. Die Riede liegt auf 330 bis 490 Metern Höhe. Der darauf wachsende Morillon (Chardonnay) stammt von 40 Jahre alten Reben aus dem ältesten Teil des Zieregg. Der Wein wurde spontan vergoren bis zu einem Restzucker von 1,8 Gramm bei 6,6 Gramm Säure, darauf wurde er über 18 Monate hinweg auf der Feinhefe in neutralen Holzfässern ausgebaut und unfiltriert abgefüllt.
mittleres Strohgelb mit grünen Reflexen
Die Morillons von Tement sind schon für sich genommen besonders und unterscheiden sich deutlich vom Rest der Chardonnay-Welt. Beim Zieregg ist das noch einmal prägnanter. Da öffnet sich der Morillon mit rauchigen Noten und hellem Tabak, alles ganz fein und leise, aber eindringlich. Dann beginnt das Spiel mit der Frucht: grüner und gelber Apfel, Reineclauden, Orangen und Zitronen in Maßen, dazu Nougat und mit Luft immer mehr Birne und ein steiniger und kräutriger Untergrund.
Am Gaumen verdeutlichen sich die Fruchtkomponenten und bleiben doch immer auf der feinen, finessenreichen Seite. Wo andere buttrige Chardonnays mit Holz konstruieren, hat dieser Wein kein Gramm Fett zu viel, kein Butterfudge, keine Crèmeschnittchen. Stattdessen ist der Zieregg Morillon überaus saftig, und die Zitrusfrucht samt ihrer Säure ist am Gaumen deutlich fordernder als im Duft. Dazu wird der Wein von Minute zu Minute salziger, mundwässernder, baut immer mehr Druck auf und zeigt sich zudem von seiner kalkig steinigen Seite. Und doch, der Wein bleibt nachhaltig elegant und eindringlich, verrät schon viel, wird sich aber über die nächsten 15 Jahre hinweg immer mehr öffnen.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Zanderfilet, auf der Haut gebraten, mit Selleriepüree und Beurre blanc (Fisch)
- Kalbshaxe mit Gremolata und Kurkumareis (Fleisch, Kalb)
- Ratatouille-Gemüse mit Thymian-Vinaigrette (vegetarisch)