Verkostungsnotiz von vom 11.11.2019, Copyright Peter Müller und Vinaturel:
Kurzvita Peter Müller:
Peter H. Müller, Jahrgang 1980 mit geschützter Ursprungsbezeichnung Ulm, fand, nach seiner Sturm & Drang Zeit und einem abgebrochenen Studium der Anglistik, Amerikanistik und Volkskunde, seine Heimat in der Gastronomie.
Von 2006 an ließ er sich zunächst den Weg weisen von Jan Bimboes & Klaus Buderath (Landgasthof Adler*, Rammingen). Danach zog es ihn ins Schlosshotel Lerbach zu Nils Henkel** & Thomas Sommer. Sechs Jahre lang, seit 2013 als Chef-Sommelier, genoss er dort den Ansporn Bühnenbildner für Speisen und Getränke zu sein um diese im rechten Licht voneinander profitieren zu lassen.
2014 wurde er dankbar zu „Deutschlands Falstaff Sommelier des Jahres“.
Seit Frühling 2015 lebt der vielgereiste Weinliebhaber im Burgenland in Österreich und erfreut die Gäste des Restaurants Taubenkobel in Schützen am Gebirge mit seinen Laudationes für die Weine und Teller.
Der Wein zeigt sich in hellem Zitronengelb mit weißgoldenen Reflexen klar und glänzend im Glas.
Zu Beginn gibt sich der Wein zurückhaltend und fordert Zeit, Luft und Geduld und vor allem ein richtiges Weinglas. Bloß nicht in ein Miniweinglas einsperren und im Idealfall karaffieren.
Auf einer wildwüchsigen Wiese tummeln sich die Blütendüfte von Heu- und Dotterblumen sowie Margerite, Akazie und Linde. Eine Vielfalt von Zitrusfrüchten bereichert die Nase mit ihrer Frische. Apfel, von der Blüte bis zum gelbweißlichen Fruchtfleisch vergnügt sich neben Zitronen und Limettenzeste. Eine knackfrische Wassermelone, die kräutrige Frische von Gurkenschale und Dill sowie die dezent herbe Note eines Tonic Waters kitzeln die Nase.
Die wolllustvolle Frucht des 2018 Marienburg Riesling Kabinett von Clemens Busch kugelt sich förmlich am Gaumen. Scheinbar herausforderungslos und unverblümt tänzelt der Wein auf dem schmalen Schwebebalken zwischen wohliger, anschmiegsamer Süße und seidiger Textur sowie kontratierend feinherber, kräutriger Bittere und einem spannenden, kompromisslosen Säurenerv. Was in der Nase zunächst von floraler und grasiger Natur erschien, schwingt nun sorglos in Form von saftiger Frucht durch den gesamten Mundraum.
Der Marienburg Kabinett spielt erneut, doch erfahrungsgemäß, zu gleicher Zeit zwei herausfordernde Trumpfkarten aus. Zum einen sofortigen Trinkfluss, zum anderen jedoch auch immense Langlebigkeit.
Speiseempfehlungen von Peter Müller:
- Endiviensalat mit Ofentomaten und Pistazien, grünen Oliven und Ziegenjoghurt (vegetarisch)
- Steckerlfisch mit sauren Linsen, Radicchio und Mehrrettich
- Bündner Fleisch vom Kalb mit Senfsaat, Saiblingskaviar und Artischockenblättern