Verkostungsnotiz von vom 08.05.2019, Copyright Peter Müller und Vinaturel:
Kurzvita Peter Müller:
Peter H. Müller, Jahrgang 1980 mit geschützter Ursprungsbezeichnung Ulm, fand, nach seiner Sturm & Drang Zeit und einem abgebrochenen Studium der Anglistik, Amerikanistik und Volkskunde, seine Heimat in der Gastronomie.
Von 2006 an ließ er sich zunächst den Weg weisen von Jan Bimboes & Klaus Buderath (Landgasthof Adler*, Rammingen). Danach zog es ihn ins Schlosshotel Lerbach zu Nils Henkel** & Thomas Sommer. Sechs Jahre lang, seit 2013 als Chef-Sommelier, genoss er dort den Ansporn Bühnenbildner für Speisen und Getränke zu sein um diese im rechten Licht voneinander profitieren zu lassen.
2014 wurde er dankbar zu „Deutschlands Falstaff Sommelier des Jahres“.
Seit Frühling 2015 lebt der vielgereiste Weinliebhaber im Burgenland in Österreich und erfreut die Gäste des Restaurants Taubenkobel in Schützen am Gebirge mit seinen Laudationes für die Weine und Teller.
In intensivem Rubinrot mit schier opakem Kern und granatrotem Rand zeigt sich der Wein klar und glänzend im Glas.
Ebenso feinfühlig und duftig, wie satt, kraftvoll und schiergar düster offenbart dieser Pinot Noir aus dem Loire Tal sein Wesen. Aus dem Walde stammende Frucht wie Schlehe, Brom- und Blaubeere kämpft sich durch's Dickicht der , mit Moos bewachsenen, Äste und wird behutsam überzogen von einer hauchdünnen und leicht mit schwarzem Pfeffer aromatisierten Glasur aus Zartbitterschokolade und Kakaosplittern. Die subtile Rauchigkeit und Torfigkeit eines Islay Whiskys und ein, Wohlgefühl vermittelndes, Aroma von Sommertrüffel, Fichtennadeln und Zedernüssen, sowie Rosmarin und Muskatnuss bringen Tiefe und Würze und lassen augenblickliche Zufriedenheit das Glas erfüllen.
Am Gaumen wiederholt sich dieser aromatische Reigen im Kreistanz mit charismatischer Feinheit und macht reinen Tisch. Dunkelbeerige Frucht vereint sich mit pfeffriger Würze und erdverbundenem Tiefgang. Im Wechsel trumpfen sie gekonnt auf und schwingen bei aller Unterschiedlichkeiten in gleichphasigem Einklang. Samtige, doch charaktergebende Gerbstoffe schmiegen sich an den Gaumen und werden durch eine stimmig eingegliederte Säure zu einem elegant anmutenden Antlitz geformt. Unaufdringlich, doch bestimmt streichelt der 2015 Génération Dix-Neuf Sancerre Rouge von Alphonse Mellot die Amygdala und sorgt einerseits für ganzheitliches Wohlbefinden und andererseits für ein bereicherndes Plus an nachhaltigem Weingenuss.
Hat man das dringende Bedürfnis, diesen Charakterkopf ansatzweise mit der Burgund zu vergleichen, so ist das Naheliegendste höchstwahrscheinlich großer Wein aus Pommard.
Man sollte ihn jedoch lieber für sich selbst stehen lassen.
Speiseempfehlungen von Peter Müller:
- Buchweizenrisotto mit gebratenem Grünkohl, Stundenei und Walnuss (vegetarisch)
- Hasenrücken mit Kirschpaprika, Spinat und Liebstöckel-Kartoffelpüree
- Geschmorte Kalbshaxe mit Pommes au Jus, Majoran und Vichi-Karotten