Verkostungsnotiz von vom 18.03.2019, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Der Jahrgang 2017 geht in die Geschichte dieses Weinguts ein. Für Olivier Humbrecht gehört er zu den drei besten Jahrgängen seit der Gründung des Weinguts im Jahre 1959. Allerdings haben diesmal Frost und Hagel die Erntemenge im Durchschnitt auf unter 20 hl/ha begrenzt. Nach einem frühen Austrieb haben zwei Kältewellen mit Minusgraden am 21. und 22. April auch solche Flächen dem Frost ausgesetzt, die eher geschützt liegen. Ein ungewöhnlich eiskalter Ostwind hat Reben in Weinbergen wie dem Herrenweg de Turckheim erfrieren lassen, die in den 60 Jahren, die Oliviers Vater miterlebt hat, nie erfroren sind. Ein Hagelschlag im Weinberg Brand blieb glücklicherweise ohne größere Folgen. Der Hochsommer war heiß, der August milder, und die Lese begann am 29. August mit Pinot Gris Roche Roulée, gefolgt von Terroirs wie Rotenberg, Heimbourg, Goldert … Ein kleiner Regen am 2. September beschleunigte die Reifung. Die Rieslinge wurden ab dem 11. September geerntet, und die Ernte wurde beendet mit Rangen, Hengst und Clos Jebsal am 26. September. Nur im Clos Jebsal gab es kleinere Anzeichen von Botrytis.
Der Ertrag des Gewurztraminers Roche Roulée in den flacheren Lagen von Turckheim betrug im Jahr 2017 gerade einmal 6 hl/ha. Das ist weit weniger als bei der Sélection de Grains Nobles. Auf sieben Hektar Rebfläche wurden also nur 42 Hektoliter insgesamt geerntet – übrigens eine Tortur für die Pflücker. Die Lage des Turckheimer Herrenweges und der benachbarten Weinberge ist trotz der flachen Lage in der Regel nicht durch Frost gefährdet. Leider wehten im April 2017 aber die Winde das Tal hinauf, ein seltenes Phänomen, und der größte Teil des früh knospenden Traminers erfor. Zu allem Überfluss ging nach dem Frost die Sonne auf und erwärmte die jungen Triebe zu schnell, was den Kälteschock noch verstärkte.
Die Gärung verlief dagegen schnell, und die Hefen gaben dem Zucker in den Trauben keine Chance. So bleiben lediglich 1,6 g Zucker bei einem Säurewert von 2,6 g und einem pH-Wert von 3,8.
Trotz oder vielleicht sogar wegen der extremen Umstände ist dieser 2017er Gewurztraminer Roche Roulée schon im Duft ein bildschöner und außergewöhnlich klarer Wein. Er zeigt sich weißfruchtig mit Äpfeln, Birnen und Weinbergspfirsich. Dazu stoßen die typischen Aromen von Litschi und Rose, aber auch andere Blüten, die an Akazien, weißen Flieder und Maiglöckchen erinnern sowie ebenso an Hopfen. Der Wein ist intensiv würzig, aber hell.
Diese Würze trägt der Roche Roulée natürlich auch an den Gaumen, wo außer den Gewürzen vor allem die intensive Saftigkeit begeistert. Neben der weißen Frucht zeigen sich Zitrusfrüchte, etwas Kaki und Melone, dazu Tabak und Süßholz sowie im Finale einige pikante Noten. Getragen wird der Wein von einer bemerkenswert dichten Gerbstoffstruktur, die sehr gut zum trockenen Auftritt des Weines passt.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Kabeljau mit angegrillten Frühlingszwiebeln, Ingwer und Pak Choi
- Pfannengemüse mit Galgant, Ingwer, Kokosnuss und Zitronengras (vegetarisch)
- Austern, gratiniert mit exotischem Curry