Verkostungsnotiz von vom 04.07.2019, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Die Trauben dieses Weines stammen aus den Hallgartener Lagen Jungfer, Hendelberg, Würzgarten und Schönhell. Nach dem fordernden Witterungsverlauf mit extrem viel Handarbeit wurden sehr gesunde hochreife Trauben ohne jegliche Botrytis geerntet. Dafür allerdings waren es rund 50 % weniger als im Durchschnitt der letzten Jahre. Die Ernte wurde als Ganztrauben über sechs Stunden hinweg sehr langsam gepresst, spontan vergoren und bis zum April 2018 zur Hälfte im Edelstahl, zu anderen Hälfte im Holz ausgebaut.
Wenn man so will, dann ist der Rheinschiefer aus Hallgarten so etwas wie die Maxi-Version des Jacobus. Entsprechend ähnelt er ihm im Bukett. Allerdings wirkt der Wein schon im Duft in sich ruhender, feiner und geschlossener. Den Auftakt bildet hier ein dichtes Bukett aus weißen Blüten, Kräutern und einer hellen Frucht. Es dominieren ein grüner und ein gelber Apfel sowie ein wenig grüne Birne. Weißes Fruchtfleisch vom Weinbergspfirsich verbindet sich mit Zitronen und Trauben. Im Hintergrund findet sich nasser Stein und ein wenig helles Currypulver.
Auch am Gaumen kann man sehr schön nachvollziehen, wie sich Gutswein und Ortswein aus ähnlichen Lagen unterscheiden. Baut der Jacobus viel Druck auf, findet sich im Rheinschiefer zwar eine ähnlich prägende Säure, allerdings wirkt sie etwas reifer und insgesamt entspannter in einem etwas gesetzteren Zusammenspiel von Frucht, Würze und Stein. Die zitrische Säure sorgt für erheblichen Trinkfluss, zumal hier salzige Noten mit ins Spiel kommen, welche die große Lust aufs nächste Glas noch verstärken. Dies ist ein Riesling, der schlank und gewandt ist und gerade im Finale von vibrierender Mineralik und heller Frucht geprägt wird.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Doppeltes Kotelett vom Havelländer Apfelschwein mit Apfelchutney und Röstkartoffeln
- Lachstatar mit roten Zwiebeln, Avocado, Schnittlauch, Lachs-Kaviar und Ponzu-Sauce
- Kartoffel-Rüben-Puffer mit Wildlachs und Crème fraiche »Ferme des Peupliers«