Verkostungsnotiz von vom 14.11.2018, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Dies ist einer der beiden Syrah von Marlène Soria, einer der »besten, verrücktesten, unbändigsten Weinmacherinnen des ganzen Languedoc«, wie es in der Vinum heißt. Dass ein gerüttelt Maß an Charakterstärke dazu gehört, seine Weine über zehn Jahre lang im großen Holz und im Zementtank auszubauen, bevor man sie abfüllt, ist sicher richtig. Doch das, was dabei herauskommt, gibt Marlène Soria Recht. Der Léone ist ein Syrah, der mit einem kleinen Anteil Mourvèdre vergoren ist. Beide Rebsorten stehen im selben Weinberg auf schweren Tonböden.
dunkles Ziegelrot mit rotbräunlichem Rand
Der Syrah Léone ist der aromatisch erdigere der beiden Syrah von Marlène Soria. Das ist kein Wunder; denn der Boden ist doch etwas fetter, und außerdem ist als Side-Kick Mourvèdre im Spiel und nicht Grenache wie beim Clos de Cistes. So liegt über dem großen Glas, in dem der Wein geschwenkt wird, nachdem er in eine Karaffe gegossen worden war, ein dichtes Parfum von dunkelroten bis schwarzen Beeren, vor allem aber von Unterholz, Laub, trockenem Waldboden, Stein, etwas rostigem Eisen, Leder und gegrillten Kräutern. Der Wein wirkt in sich geschlossen und dicht, öffnet sich aber mit viel Zeit und Luft.
Am Gaumen zeigt sich der dunkle, erdige Charakter noch deutlicher. Hier hat man eher den Eindruck, an der Nordrhône zu sein statt im Languedoc. Der Syrah spielt hier sein ganzes Potential aus, dazu gehört auch das Fleischige sowie das Steinig-Erdige. Es ist ein kraftvoller, ja mächtiger Wein, der durch den Mourvèdre noch eine weitere dunkle Dimension erhalten hat. Bei diesem Syrah merkt man viel deutlicher als beim Clos de Cistes die zehn Jahre Reife, die dieser Wein hinter sich hat. Und diese reifen Noten machen großen Spaß, sind ein Gewinn für jeden, der all diese komplexen tertiären und balsamischen Noten schätzt. Auch im Jahr 2008 ist der Léone wieder ein geradezu monumentaler Wein.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Lammschulter, 16 Stunden geröstet, mit Backpflaumen, Knoblauch und Fenchelsaat
- Hase mit Rotweinreduktion und Steinschalotten, Pommes dauphine und glasierten Karotten
- Mit Kreuzkümmel und Senfsaat gewürzte Rote-Linsen-Burger (vegetarisch)