Verkostungsnotiz von vom 15.10.2018, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Dieser Silvaner stammt von rund 150 Jahre alten wurzelechten Rebstöcken, welche die Luckerts in der Lage Sonnenberg, westlich von Sulzfeld, rekultiviert haben. Rekultiviert deshalb, weil die Stöcke, die natürlich nur noch geringste Erträge erbrachten, teilweise von den Vorbesitzern schon abgesägt worden waren. Der 2017er Creutz ist der fünfte Jahrgang dieses außergewöhnlichen Weines, dieses Ur-Silvaners, dessen Name deshalb auch auf dem Etikett in alter Schreibweise steht. Statt des Ausbaus im Doppelstück verwenden die Luckerts für diesen Wein ein mehrjährig genutztes Tonneau von 600 Litern.
Dieser Wein ist ein Monument, auf das man sich nur mit voller Aufmerksamkeit einlassen sollte. Er ist nicht laut, er ist still und dafür um so nachdrücklicher. Er braucht Luft sowie Zeit und steht naturgemäß erst am Anfang einer langen Entwicklung. Der Creutz pendelt olfaktorisch immer zwischen einer feinen gelben Frucht von Reineclauden und Mirabellen, alten, teils mürben Mostbirnensorten, weißen und gelben Blüten sowie Noten von Kurkuma, blondem Tabak, trockenem Lehm, feuchtem Kalk und ein wenig warmem Blätterteig.
Am Gaumen baut der Creutz eine beeindruckende Spannung auf. Die reife gelbe Kern- und Steinfrucht der recht warmen Lage im Sonnenberg wird konfrontiert mit deutlicher Phenolik, mit der schon in der Nase prägnanten Würze sowie mit der tiefen untergründigen Mineralik und brillanten Säurestruktur. Er schafft das, was nur große Weine schaffen: Der Creutz wirkt fest der Erde verhaftet und schwebend zugleich. Er ist sich seiner immensen Kraft und Tiefe bewusst und wirbelt doch saftig und cremig durch die Mundhöhle. Das zieht er klar und präzise durch bis ins lange Finale – das ist schon beeindruckend.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Glasierter Bauch vom Wollschwein, Pastinakenpüree, Nüsse
- Steinbutt, Specklinsen, Blumenkohl, Reineclauden
- Quiche mit Roten und Gelben Beten, Ziegenkäse und Honig (vegetarisch)