Verkostungsnotiz von vom 24.10.2018, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Die meisten Weinberge am Haardtrand im Übergang von der Rheinebene zum Pfälzer Wald befinden sich nach Osten ausgerichtet. Die Siebeldinger Lage »Im Sonnenschein« liegt allerdings tatsächlich im Sonnenschein, denn sie ist südlich exponiert. Der Weinberg liegt auf 160 bis 250 Metern und hat eine Hangneigung von 5 bis 20 %. Der Riesling steht in der Parzelle »Siebeldinger Ganshorn« innerhalb der Lage »Im Sonnenschein«. Während »Im Sonnenschein« von alten Trias-Böden (ca. 220 Mio. Jahre) mit Muschelkalk geprägt ist, ist diese Parzelle noch jung, stammt aus dem Pleistozän (ca. 1 Mio. Jahre) und besteht vornehmlich aus Schotter mit Buntsandstein, Kies und Lehm. Seit diesem Jahrgang wird der Wein – um Verwirrung zu vermeiden – nur noch als Ganz Horn bezeichnet. Ausgebaut wurde der Wein nach Entrappung und einer rund 24-stündigen Maischestandzeit. Nach Vorklärung und natürlicher Sedimentation folgte die Gärung im Edelstahl und ein sechsmonatiger Ausbau auf der Feinhefe.
Obwohl dieser Riesling aus der gleichen Weinlage stammt wie Im Sonnenschein, bietet die Parzelle »Siebeldinger Ganshorn« doch ein völlig anderes Terroir, und somit hat der Ganz Horn genannte Wein auch ein anderes Erscheinungsbild. Im Duft zeigt sich dieses Große Gewächs kühler, straffer und zurückgenommener. Das ist typisch, braucht dieser Wein doch immer etwas mehr Zeit. Im Auftakt dominiert eine Gin-Note mit viel gelber und grüner Zitrusfrucht sowie einer Kräuterinfusion den Charakter. Zudem erinnert der Wein, vielleicht durch seine lange Maischestandzeit und der Ausbau auf der Feinhefe, ein wenig an Bierhefe. Doch diese Nuance verabschiedet sich recht bald und weicht dem Duft von feuchtem Stein in der Sommersonne.
Hätte der Riesling nicht drei Gramm spürbaren Restzuckers, dann könnte man ihn auch im positivem Sinne als gnadenlos bezeichnen, so straight und mineralisch präsentiert er sich. Von Frucht ist da nicht mehr viel zu spüren, abgesehen von dieser kühlen Zitrusfrucht, die man auch schon im Duft vernommen hat. Stein, Phenolik, Lorbeer, klarer Säuredruck und salzige Mineralik bestimmen den Ganz Horn, der einfach noch ein paar Jahre braucht, aber das ist ja bekannt. Gibt man ihm diese Zeit, dann ist dies ein großer, langer und tief vom Terroir getriebener Riesling.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Gebackener Rheinzander mit Ingwer-Chinakohl
- Variationen vom Kürbis an Burrata mit Kürbiskernöl (vegetarisch)
- Kalbsbries mit Lauch, Trüffeln und Eigelb