Verkostungsnotiz von vom 18.04.2019, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Dieser Wein stammt von mehr als 90 Jahre alten Reben aus der Pündericher Marienburg Felsterrasse. Die exponierte Lage ist geprägt von graublauem Schiefer. Sie gilt als Clemens Buschs Lieblingsparzelle. Seine Weine werden alle spontan und langsam vergoren und reifen zumindest zwei Jahre lang im großen Fuder.
Schon in der Nase zeigt sich der Wein aus der Felsterrasse als einer der beeindruckendsten Rieslinge aus der ohnehin sehr hochklassigen Kollektion der 2016er. Dieser Wein liefert im Duft eine sehr präzise Vorahnung auf das, was einen am Gaumen erwartet: pure, rassige Mineralität, Tiefe, Druck und Konzentration bei maximaler Helligkeit und Frische. Dabei zeigen sich Noten von Zitrusfrüchten, Kernobst (vornehmlich gelber Apfel) und Steinobst (mit reifen Mirabellen) zusammen mit Stein und Kräutern, aber ebenso Noten von Zuckergebäck und Bienenwachs, die dem Riesling eine zusätzliche Dimension verleihen.
Dieser Busch-Wein brilliert mit großer Tiefe und Präzision, obwohl er sich auf einem Alkohol-Level bewegt, der eher nach Mittelmosel als nach Terrassenmosel klingt. Er spielt locker und leicht, aber doch markant und kraftvoll auf der Bühne und das mit klarer und reifer Säure, die in diesem Jahr einen natürlichen biologischen Säureabbau mitgemacht hat. Die daraus entstandene Milchsäure zeigt sich naturgemäß etwas defensiver und cremiger als die harschere Apfelsäure, doch das tut dem Wein gut und fügt sich perfekt ins elegante Gesamtbild ein. Auch hier verbinden sich Kernobst, Steinobst und zitrische Noten mit Schieferwürze und Trockenkraut, werden aber ergänzt durch Salzigkeit und geradezu aufgeputscht von einer pulsierenden Mineralität, die diesen Moselaner in ein nicht enden-wollendes Finale trägt. Das ist ein schlichtweg großer Riesling.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Schellfisch mit Gurkenemulsion und Gelbe-Bete-Nudeln
- Zander-Roulade in Spinatblättern mit Riesling-Beurre blanc
- Weißer Spargel mit Ponzu-Nussbutter und Wildkräutern