Verkostungsnotiz von vom 03.05.2018, Copyright Christina Hilker und Vinaturel:
Kurzvita Christina Hilker:
Nach ihrer Ausbildung im Hotel Bareiss in Baiersbronn war Christina Hilker Chef-Sommelière im Stuttgarter Zwei-Sterne-Restaurant Speisemeisterei. Sie hat 2003 die Trophée Ruinart als beste Sommelière Deutschlands gewonnen und wurde 2005 vom Gault Millau als „Sommelière des Jahres“ ausgezeichnet. Heute ist sie für den süddeutschen Raum der Agentur Sommelier Consult verantwortlich.
Der Grand Cru Rangen liegt an der Öffnung eines tiefen Tals, in der Nähe von hohen Gipfeln und steht unter dem Einfluss kalter Talwinde. Das Bergklima wird durch die Höhe verstärkt, so dass es kein Wunder ist, dass der Rangen ein sehr spät reifender Weinberg ist. Die Höhe und das dunkle vulkanische Sediment kompensieren das späte Klima und lassen die Trauben perfekt reifen.
Im Jahr 2016 entstand die Blüte während einer sehr regnerischen Woche und wurde daher mit starken Farbverlusten verzögert. 2016 war eine große Ernte im Elsass, aber nicht für den Pinot Gris im Rangen. Die Trauben reiften perfekt durch einen sehr trockenen Sommer, blieben sehr gesund und der Wein wurde schließlich sehr schnell innerhalb von nur ein paar Wochen fermentiert, und das knochentrocken. Trotz der schnellen Gärung wurde er später abgefüllt als üblich, was dem Wein einen sehr starken Charakter verlieh.
Intensives und tiefes Goldgelb.
Nach einem Tag der Öffnung strömt es aus der Karaffe mit einer Intensität heraus, die ihresgleichen sucht. Das ist Rangen mit seiner ganzen Strahlkraft: Bitterorangen, kandierte Orangenzesten, getrocknete Aprikosen, kandierter Ingwer, warmer flüssiger Honig, weiße Schokolade, weißer Nougat, VanilleEspuma und Bananenschale. Über das Feuer von Aromen legt sich ein rauchiger und vulkanischer Mantel mit torfigen Noten und einem Hauch Weihrauch.
Gelangt dieses Monument von Wein auf die Zunge, entsteht der Eindruck man habe gerade in eine überreife Ananas gebissen und der Saft rinne die Mundwinkel entlang. Süße begleitet von feinem Tannin, kompakter Würze und einer prägnanten und präzisen Säure. Er scheint mit seiner salzigen kristallinen Struktur geradezu über die Zunge zu ziehen um dann in einem schier endlosen Nachhall zu enden. Er befindet sich noch in seinen Kinderschuhen und wird sich in ein paar Jahren noch großartiger präsentieren als zum jetzigen Zeitpunkt.
Zum jetzigen Zeitpunkt unbedingt dekantieren und aus großen Burgundergläsern genießen. Einige Tage der Öffnung lassen ihn noch zusätzlich gewinnen.
Speiseempfehlungen von Christina Hilker:
- Safranrisotto mit grünem Spargel und knusprigen Möhren (vegetarisch)
- Steinbutt mit orientalischen Gewürzen, Kichererbsen, Sanddorn und Couscous
- Lammkarree mit Roter Bete aus der Salzkruste und Speck-Bohnen