Verkostungsnotiz von vom 20.07.2018, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Der Voladeros ist der erste Wein aus den Sierras de Málaga seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Die Pedro-Ximénez-Reben für diesen Wein stammen aus den historischen, 1902 und 1960 gepflanzten Weingärten Santo Pitar und Lagar de Rovira, deren Buschreben inmitten von Eichenwäldern und Gebüsch stehen. Sie liegen auf rund 1.000 Metern Höhe in den Bergen oberhalb von Málaga. Die Parzellen sind 0,59 und 3,36 Hektar groß und haben eine Steigung von 46 bis auf 76 %. Der Unterboden ist rund 600 Millionen Jahre alt und kann geologisch gar nicht klar eingeordnet werden. Hier finden sich Grauwacke, Schiefer, erkaltetes Magma, Quarz, Kalkstein und auch Sandstein. Der Oberboden hat gerade einmal 0,73 % organische Substanz. Der Voladeros entsteht aus dem freilaufenden Saft und wird in neuem 500 und 600 Liter fassendem französischen Holz über neun Monate hinweg ausgebaut.
Pedro Ximénez ist eine der großen Unbekannten unter den spanischen Weißweinsorten, vor allem wenn sie trocken ausgebaut wird. Was hier aber im Glas steht, wirkt schon olfaktorisch so klar und so frisch, dabei elegant und trinkanimierend, dass man sich unwillkürlich fragt, warum man so etwas nicht öfter im Glas hat. Es duftet nach knackigem Kernobst, nach Blüten von Orangen, Mandeln und einem Hauch weißen Flieders. Hinzu kommen Orangenabrieb, Kräuter und etwas feuchter Stein.
Der Gaumen wird geprägt von feiner Textur und druckvoller Vitalität. Hier verbinden sich reife Stein- und Kernobstnoten mit ein wenig Ananas, hervorgerufen durch den Holzausbau, und wieder mit Kräutern und Blüten. Der Wein ist voll, komplex und lang, dabei seidig sowie herrlich frisch und lebendig. Was vielleicht am meisten beeindruckt, ist die schwer zu beschreibende außerordentliche Harmonie in diesem Wein, die ihn über ganz viele Konkurrenten hinaushebt. Einmal probiert, ist klar, dass diese Flasche nicht die letzte gewesen sein wird.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Buttrig pikanter Sud mit Bohnen und Chorizo
- Flussbarsch mit Zitronenpfeffer, Knoblauchcreme und frischen Erbsen
- Waldpilzravioli mit zerlassener Butter und Piment d’Espelette (vegetarisch)