Verkostungsnotiz von vom 20.07.2016, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Nikolaihof, Riesling Steinriesler 2004, Wachau, 11,5 %
Beim Steinriesler handelt es sich um einen Riesling Federspiel vom Stein, der besonders lange im 5.000-Liter-Eichenholzfass gelagert wurde, um nach 11 Jahren abgefüllt zu werden.
Weißgold mit gelbgoldenen Reflexen
Die Eleganz dieses Rieslings offenbart sich bereits in der Nase. Sie ist zurückhaltend elegant, zeigt dem deutschen Riesling-Trinker wenig von der gewohnten Riesling-Frucht, gibt an Frucht höchstens ein wenig Zitrusfrucht preis, die in einen nur kurz gezogenen Schwarzteesud gedrückt wurde. Ansonsten offenbart der Steinriesler vor allem Stein und Rinde. All diese eher dunklen Noten aber sind so fein und leicht, dass sie zu keinem Zeitpunkt düster wirken, sondern eher so etwas wie Bodenhaftung signalisieren.
Am Gaumen zeigt der Steinriesler vom ersten Augenblick an das typische Nicolaihof’sche Spannungsverhältnis aus Helligkeit, Saftigkeit und Frische einerseits und profunder, mineralisch-salziger, steiniger und phenolischer Würze andererseits. Während bei einem 2000er Vinothek eher der Stein den Charakter prägt und die Frucht mitschwingt, ist es beim Federspiel konsequenterweise umgekehrt. Es gibt jede Menge reifes Obst, das an verflüssigte Quitte, an Kumquat und Steinobst erinnert. Die Säure ist profund und hat den Wein mit einer Leichtigkeit von 2004 über das Jahrzehnt hinweggetragen, dass man nur staunen kann. Der 2004er ist mit seinen 11,5 % eigentlich ein tänzelndes Leichtgewicht. Doch so, wie bestens ausgebildete, muskulöse Tänzer manchmal die Schwerkraft zu überwinden scheinen und all ihre Kraft hinter Eleganz verstecken, zeigt sich auch der Steinriesler, der von einer Frische und späten Jugend geprägt ist, die tief beeindruckt.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Heiß geräucherte Forelle mit Fenchel, Erbsen und Ricotta
- Puy-Linsen mit Tahini, Kreuzkümmel und Kumquats (vegetarisch)
- Wachtel-Tajine mit Granatapfel und Walnuss-Salsa