Verkostungsnotiz von vom 13.01.2016, Copyright Sebastian Bordthäuser und Vinaturel:
Kurzvita Sebastian Bordthäuser:
Sebastian Bordthäuser ist Quereinsteiger. Der studierte Gitarrist und Germanist machte seine Leidenschaft zur Passion und ist stets bestrebt, eine gemeinverständliche Sprache für den Wein zu finden. Die Grundlagen der Sensorik sind das Fundament für seine Liebe zum Wein. Nach seinen Job als Chefsommelier im Steinheuers Restaurant Zur Alten Post (Michelin **, 19 GM) schreibt der „Falstaff Sommelier des Jahres 2012“ für Effilee, BEEF, die Welt Am Sonntag und weitere Genussmagazine und ist immer auf der Suche nach kulturgeschichtlichen Hintergründen und Abgründen. Zahlreiche Moderationsjobs schärfen sein Profil als Weinunterhalter.
Das Roussillon ist heute eins der spannendsten Weinbaugebiete Frankreichs. Junge Winzer haben Zugriff auf ein reiches Erbe und alte Rebanlagen und vinifizieren heute Weine mit zeitgenössischem Zugang.
Eric und Lèia Monné haben ihr Weingut im Roussillon 1995 gekauft. Zunächst wurden die Trauben noch an die lokale Genossenschaft verkauft, bis man 2001 begann, Weine unter eigenem Label abzufüllen: Clot de L’Oum, das Tal der Ulmen. Der Anspruch der Monnés war von Anbeginn die naturnahe Bewirtschaftung der teils sehr alten Anlagen. Sie bewirtschaften insgesamt 15 Hektar, verteilt in 33 verschiedene Einzellagen auf den typischen Böden der Region: Schiefer, Gneiss und Granit. Die Rebanlagen liegen um Maury und Belesta, nordwestlich von Perpignan.
Seit 2007 ist das Weingut biodynamisch zertifiziert, die Erträge liegen mit 15-20 Hektolitern pro Hektar sehr niedrig aber immer noch im lokalen Mittelfeld. Im Keller setzen Monnés auf Stahltanks und Stockinger Fässer, in denen spontan ohne Stiele vergoren wird. 10-14 Tage Mazeration sorgen für ausreichende Farbdichte, die Weine werden nur grob gefiltert und ungeschönt abgefüllt.
Dank der biodynamischen Bewirtschaftung haben die Weine die letzten Jahre enorm an Finesse und Frische gewonnen. Tiefe, dunkle Frucht paart sich mit vibrirender Mineralik und einem Trinkfluss, wie man ihn so tief im Süden nicht erwartet. Auch die Alkoholwerte sind dadurch gesunken und heute durchweg moderat. Alle Weine sind bereits in der Jugend sehr ansprechend, gewinnen durch einige Jahre Flaschenreife noch mehr Tiefe und Komplexität. Eine besondere Delikatesse des Weinguts ist der weiße Cine-Panetonne - mit einer lächerlich geringen Produktion zeigen Eric und Lèia Monné wie elegant, finessenreich und fordernd ein Weißwein aus dem Roussillon schmecken kann.
Dunkles Purpurrot mit violetten Reflexen und schwarzem Kern.
Die Nase des 2013 Granito Vivo der Domaine Clot de L’Oum ist typisch für südfranzösische, reinsortige Carignans. Etwas Pferd, Graphit, warme, dunkle Erde und leicht hölzerne Noten. Über allem schweben zarte Fruchtnoten nach Sauerkirschen, Brombeeren, Maulbeeren und Preiselbeeren. Der Wein gewinnt durch rechtzeitige Belüftung.
Am Gaumen ist der Granito Vivo mineralisch karg. Die Frucht scheint bei Clot de L’Oum immer mehr Zitat als reeller Fruchtkorb zu sein. Saftig und präsent, aber immer schlank, straff und eng verwoben mit der flirrenden Mineralik und dem fein geschwungenen Säurebogen. Diese Carignan aus einer hoch gelegenen Einzellage zeigt, zu wieviel Finesse und Spiel das Roussillon bei richtiger Regie in der Lage ist.
Speiseempfehlungen von Sebastian Bordthäuser:
- Bohnencassoulet (vegan)
- Oktopus geschmort in Rotwein mit Kartoffeln, Oliven und Petersilie
- Gebackener Schweinebauch mit Fenchel, Thymian und Knoblauch