Verkostungsnotiz von vom 27.04.2022, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Kurzvita Christoph Raffelt:
Christoph Raffelt, der Herausgeber des Blogs orginalverkorkt.de , schreibt seit 2007 über Wein. Mittlerweile ist das Blog originalverkorkt.de mit mehr als 800 Artikeln zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Weinwelt geworden. Neben der Bloggerei hat es ihm das Podcasten angetan. Zusammen mit seinem Freund Holger Klein gibt es alle vier bis fünf Wochen die Weinunterhaltungssendung WRINT Flaschen. Dazu erscheinen Originalverkorkt-Podcasts mit Persönlichkeiten aus der Weinwelt. Zudem schreibt er regelmäßig für Schluck, effilee und die taz.
Die Frucht dieses Brunello di Montalcino stammt aus der 0,7 Hektar umfassenden Vigna del Teatro, die sich auf 500 Metern über NN befindet. Wie der Name schon vermuten lässt, öffnet sich der 1994 gepflanzte Weinberg gen Süden wie ein Amphitheater. Der Boden ist sandig und tonig mit Skeletteinlagerungen in ganz feinen Kieseln, vor allem aber in großen Brocken Kalkgestein und Kalkmergel. Der Sangiovese wurde mit 21 hl/ha gelesen. Die Beeren wurden spontan bei bis zu 28 °C vergoren und dann sanft gepresst. Ausgebaut wurde der Wein über drei Jahre hinweg in Fudern von zehn und 20 hl. Danach wurde er unfiltriert abgefüllt und weitere zwölf Monate auf der Flasche gelagert.
Salicuttis Teatro 2016 ist der Primus inter pares unter den drei Crus des Hauses. Er benötigt auch mit Abstand am meisten Zeit. Bis heute wirkt er verschlossen, und man sollte ihm viel Zeit und Luft gönnen, damit er sich öffnen kann. Dann entsteht ein eleganter und fein verwobener Duft von Veilchen und getrockneten Rosenblättern, reifen Schwarzkirschen, eingelegten und auch getrockneten Kirschen, Leder, Tabak, einigen Nelken und Holzrauch. Darüber liegen ätherische Noten von Minze und Bergamotte.
Am Gaumen wirkt der Teatro Brunello di Montalcino enorm elegant. Die rote und dunkle Frucht von Kirschen, Walderdbeeren und roten Pflaumen ist in Tuch aus feinstem Tannin gehüllt, als habe Ermenegildo Zegna persönlich Maß genommen. Alles an diesem Brunello wirkt rein und gleichzeitig großzügig, intensiv und komplex. Die Frucht und das Tannin verbinden sich engmaschig und unauflösbar, der Wein wird durchdrungen von einer reifen, klaren Säure und von Wellen aus Kräutern, Gewürzen und mineralischen Komponenten. All das zeigt sich nach langer Zeit im Dekanter, wo der Wein nach Stunden seine sinnliche Seite offenbaren kann. Eigentlich aber ist der Teatro ein Wein, den man weglegen und erst einmal aus dem Kurzzeitgedächtnis streichen sollte, ohne ihn indes zu vergessen.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Gebratene Taubenbrust mit einem Ragout aus Innereien, Trüffeln und Rote-Bete-Jus
- Entrecôte vom Rind mit Mark und einem Jus aus Einkorn-Koikuchi Shoyu
- Geröstete Wachtel mit Spinat und Knoblauch