Verkostungsnotiz von vom 08.07.2021, Copyright Christina Hilker und Vinaturel:
Kurzvita Christina Hilker:
Nach ihrer Ausbildung im Hotel Bareiss in Baiersbronn war Christina Hilker Chef-Sommelière im Stuttgarter Zwei-Sterne-Restaurant Speisemeisterei. Sie hat 2003 die Trophée Ruinart als beste Sommelière Deutschlands gewonnen und wurde 2005 vom Gault Millau als „Sommelière des Jahres“ ausgezeichnet. Heute ist sie für den süddeutschen Raum der Agentur Sommelier Consult verantwortlich.
Der imposante, nach Südosten ausgerichtete Hügel des Grand Cru Hengst befindet sich im Süden des Dorfes Wintzenheim. Der rote Oligozän-Kalkstein hat sich als einer der besten Standorte für die Rebsorte Gewurztraminer erwiesen. Der Weinberg genießt sehr warme und trockene Wachstumsbedingungen, und der Boden bringt Struktur, große phenolische Konzentration und betont die Sorteneigenschaft zu Gunsten der komplexeren würzigen Ausdrücke.
Der Wein wird aus zwei kleinen Weinbergen gewonnen, die 1953 und in den 1920er Jahren gepflanzt wurden. Es sind wohl die besten und schönsten Gewurztraminer-Sorten des Weinguts. Sie gehen den ertragreicheren modernen Klonen voraus und sind in der Lage, einen konsistenten, komplexen Wein zu erzeugen, bei dem die Sortencharakteristik nicht in den Mittelpunkt des Weins rückt. Natürlich wird der Hengst mit hohem Reifegrad geerntet und es ist zu erwarten, dass er immer mit einer gewissen Restsüße ausklingt.
Dichtes und strahlendes Goldgelb.
Bereits unverkennbar in der Nase erkennbar: Der 2019er Gewurztraminer Hengst besitzt immense Power und lebt von einer intensiven und kompakten Mineralität sowie einer deutlichen Gewürznote. Man sollte ihn einen Tag vorher öffnen, dann strömen Aromen von Kardamom, Kreuzkümmel, Bergamotte, Leder, Holzrauch, hellem Tabak und Waldhonig in die Nase. Fruchtige Aromen von getrockneter Aprikose, Feige und Dattel sind ebenfalls zu erkennen und werden mit weiterer Reife noch präziser hervortreten.
Dieser sehr klassische Gewurztraminer präsentiert sich auf der Zunge wie erwartet kraftvoll, mit stolzgeschwellter Brust, und entlädt sich geradezu mit einer Mischung aus Frucht und Gewürzen, Trockenobst und frischen ätherischen Ingwer- und Bergamottnoten. Seine Tanninstruktur wirkt super fein und inspirierend, seine Säure überaus lebendig. Druckvoll, komplex und wunderschön verführt er auch durch seine Frische schon zum unmittelbaren Genuss, man sollte aber lieber einige Flaschen in den Keller legen, denn in ein paar Jahren kann man mit ihm ein wahres Feuerwerk der Aromen abbrennen.
Speiseempfehlungen von Christina Hilker:
- Tarte von Kichererbsen mit Gewürzfeigen
- Tajine vom Lamm mit Trockenobst und Couscous
- Munsterkäse mit Kümmel im Brickteig gebacken, glasiert mit Waldhonig